Profilbild von Fina

Fina

Posted on 9.7.2023

Gestaltung: Das Cover gefällt mir gut. Ich bin ohnehin Fan von gezeichneten Figuren bei der Buchgestaltung, und die beiden Schwestern Annalie und Margaret wurden hier äußerst gut getroffen. Der blaue Hintergrund passt zur sommerlichen Atmosphäre der Geschichte und auch der Titel bekommt am Ende noch seinen Bezug zum Buch. Darum geht's: Annalie hat sich auf einen entspannten Sommer gefreut, in dem sie in der örtlichen Eisdiele jobbt und ihren Schwarm Thom um den Finger wickelt. Doch als die Garage ihrer Familie mit einer rassistischen Parole beschmiert wird und ihre Schwester Margaret aus New York zurückkehrt, kommt doch alles anders... Idee/ Umsetzung: Den Anfang fand ich sehr gut, ich bin direkt reingekommen in die Geschichte. Ich mochte die leichte, sommerliche Atmosphäre und Annalie als Protagonistin. Mit der Beschmutzung von ihrem Garagentor kommt eine spannende Komponente hinzu: Alltagsrassismus. Annalie und Margaret sind Halbchinesinnen und werden in der Geschichte immer wieder damit konfrontiert. Auf der Straße, im Internet. Margaret möchte das nicht mehr auf sich sitzen lassen und geht damit an die Öffentlichkeit. Die Thematik schwebt die ganze Zeit über der Handlung, wurde für meinen Geschmack aber zu wenig eingebunden. Ja, Margaret geht zur Presse und hält mal ein Plakat hoch, aber so richtig emotional kam mir das Thema nicht nahe. Da wurde Rassismus in meinen Augen von vielen Büchern wesentlich besser und nahbarer behandelt, wie z. B. in "The Hate You Give. Ich, die ohnehin nicht von Rassismus betroffen ist, kann die Gefühle und Gedanken nicht nachvollziehen, hätte mir aber gewünscht, mehr Zugang zu dem Thema zu bekommen. Stattdessen entspinnt sich in beiden Perspektiven der Schwestern eine Coming-of-age Liebesgeschichte. Die Handlungsstränge waren nett, aber für meinen Geschmack viel zu präsent. Ich hätte mir eine intensivere Behandlung der Schwestern-Dynamik gewünscht, nicht erst zum Ende der Geschichte. Über die Lovestories kann ich nicht so viel sagen, weil ich die eher als durchschnittlich, solide Young Adult erlebt habe. Nett, aber leider vergessenswert. Mein größter Kritikpunkt ist leider das fehlende Tempo des Buches. Der Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen, aber die Autorin verliert sich häufig in unwichtigen Details oder streckt Szenen viel zu lang, sodass ich viele Passagen einfach nur langweilig fand. Die Handlung plätscherte deshalb so vor sich hin, bis dann und wann mal etwas halbwegs interessantes passierte. Die Grundmessage des Buches kam rüber und ist gut und wichtig, aber der Weg dahin eher beschwerlich. Charaktere: Die Figuren hat die Autorin ganz gut gezeichnet, besonders Annalie und Margaret. Während die jüngere Schwester eine echte Sympathieträgerin ist, war Margaret besonders zu Anfang ziemlich egoistisch und borstig, was sich erst im Verlauf der Handlung verändert hat. Ich mochte Margarets Perspektive sogar etwas lieber, da sich diese authentisch und nicht-perfekt anfühlte, weshalb die Figuren viel Potenzial zum Entwickeln hatte. Die Love Interests waren okay, sind mir aber nicht besonders in Erinnerung geblieben. Da war eher noch die Mutter der beiden Mädchen interessant, auch wenn sie wenig Raum bekommen hat. Die Autorin hat ein gewisses Talent, Figuren zu schreiben, das sich vielleicht in weiteren Geschichten noch mehr entfalten kann. Ende: Das Ende war versöhnlich und hat mir Freude bereitet. Generell zieht es sich so durch, dass die Autorin Fingerspitzengefühl für Figuren und eine gewisse Stimmung hat, aber das hier leider noch nicht so ausgereift umgesetzt hat. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir von XiXi Tian noch einiges erwarten können und da Potential für noch bessere Geschichten schlummert. Fazit: "Hier ist es immer noch schön" von XiXi Tian hat viele spannende Ansätze, die mich letztlich aber nicht ganz überzeugen konnten. Das Thema Alltagsrassismus wird aufgegriffen, aber bleibt leider im Schatten von recht durchschnittlichen Young Adult Plots. Hier hätte ich mir einen anderen Fokus gewünscht, um für das Thema Rassismus sensibilisiert zu werden. Für YA Leser*innen nett, aber nichts, was groß in Erinnerung bleibt.

zurück nach oben