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Chief Propaganda Officer

Posted on 4.7.2023

Was für ein Durcheinander: Eine schöne Frau lässt sich von einem schönen Mann verführen, der die Macht einer Göttin hinter sich hat. Der Mann, Paris, nimmt die Frau, Helena, mit zu sich nach Hause, Troja. Und dann segeln 1000 Schiffe los, um Menelaos' Frau zurückzuholen: Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Oder? Wir kennen nur die Sicht der Männer. Wir hörten von dem listigen Odysseus, den heldenhaften Achill, Trojas Verteidiger Hektor. Aber was ist mit den Frauen? Ist wirklich Helena die Schuldige an der zehnjährigen Belagerung und dem anschließenden Massaker? Warum hörte niemand auf Kassandras Warnungen? Was passierte mit der Königin von Troja, ihrem Hofstaat, den Bewohnerinnen? Die Männer verloren ihr Leben, die Frauen alles andere. Mit dieser Geschichte erhalten sie alle eine Stimme. Hekabe, die anstrengende Königin. Polyxema, Andromache, Penelope (okay, sie war Griechin, aber auch sie hat unter der laaaaangen Abwesenheit ihres Mannes leiden müssen. Haynes schafft es, uns hautnah miterleben zu lassen; an der Dummheit von Trojas Verteidigern, am Feuer, an der Angst, der Verzweiflung der Frauen. Dabei wird die Handlung nicht stringent erzählt, aber wie schon bei Medusa richtet sich zum Schluss alles zusammen, fügt sich zu einem Gesamtbild. Das ist zwischendurch ein bisschen irritierend, nichtsdestotrotz entsteht ein Bild aus Trauer und Hoffnung, der Stärke und auch dem Mut all dieser Frauen, die meistens immer nur eine Randnotiz im großen Geschehen der Mythen und Vergangenheit sind. Einmal ans Licht geholt, können sie nie wieder vergessen werden.

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