pmelittam
Darwin ist ein Rastafari, daher muss er sich von Toten fernhalten. Seine einzige Chance auf einen Job ist allerdings die des Totengräbers, und so trennt er sich von Dreads, Bart und Mütze und nimmt den Job an. Yejide stammt aus einer Familie mit einem mythologischen Hintergrund. Die Frauen der Familie haben eine besondere Beziehung zu Toten, und nach dem Tod ihrer Mutter, ist es nun an ihr, deren Platz einzunehmen. Die Autorin ist selbst auf Trinidad geboren, der Roman wurde im Original in trinidad-kreolischem Englisch verfasst, auch das Titelbild weist nicht nur mit seinen Farben auf die Karibik hin, sondern macht auch Lust, nach dem Buch zu greifen. Der Autorin gelingt es gut, eine besondere Atmosphäre zu schaffen, sie einen sehr bildreichen, manchmal fast poetischen Sprachstil und erzählt abwechselnd aus Darwins und Yejides Perspektive. Darwins Szenen sind dabei leichter zu lesen. Ich empfehle jenen, die sich nicht mit Rastafari auskennen, sich zu diesem Thema ein bisschen zu belesen, Darwin ist dann leichter zu verstehen. Mir kam er schnell nahe, und ich mochte ihn schon nach wenigen Seiten. Er hat es nicht leicht auf dem Friedhof, aber nicht nur wegen seines kulturellen/religiösen Hintergrundes, auch seine Kollegen machen es ihm nicht immer leicht, und erst nach und nach erkennt man, dass hinter ihnen mehr steckt, als zunächst gedacht, und es wird noch richtig spannend. Bei Yejide ist es schwieriger, ihre Szenen sind voller Mystik (hier erklärt sich dann auch der Titel), und als Leser:in versteht man nicht immer die Hintergründe, vieles kann man deuten und erahnen, aber bis zum Ende bleibt manches unklar. Ich hätte mir hierzu ein erklärendes Nachwort gewünscht, zumal ich auch nichts ergoogeln konnte. Handelt es sich hier um eine tatsächliche karibische Mythologie oder ist es eine fiktive, von der Autorin erdachte? Für mich wird das leider nicht klar. Und mit Yejide geht es mir teilweise ähnlich, ich kann sie nicht ganz greifen, komme ihr nicht so nahe wie Darwin. Im Laufe des Romans treffen Darwin und Yejide aufeinander, und schon das erste, noch nicht körperliche, Zusammentreffen zeigt, dass es eine besondere Verbindung zwischen ihnen geben muss. Als sie sich dann tatsächlich treffen, wird das in kurzen Abschnitten aus ihren abwechselnden Perspektiven beschrieben, was ich erzählerisch sehr gelungen finde. Sprachlich und erzählerisch ist der Roman überhaupt sehr gelungen. Neben den beiden Hauptcharakteren gibt es relativ wenige weitere Personen. Ich könnte nicht bei jedem Namen eine konkrete Charakterisierung liefern, doch einige sind wichtiger als andere, und diese finde ich gut gezeichnet, so dass ich mir ein deutliches Bild von ihnen machen konnte. Auch die Orte kommen gut zur Geltung, was dem bildhaften Erzählstil geschuldet ist, vor allem den Friedhof, auf dem Darwin arbeitet, kann man sich gut vorstellen. „Als wir Vögel waren“ ist kein Roman für zwischendurch, man muss ihm Aufmerksamkeit schenken und offen sein für seine Mystik.