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sophiesyndrom

Posted on 2.7.2023

»Die Jahre, in denen man den eigenen Charakter entwickeln sollte, habe ich Charaktere entwickelt.« Das ist nur ein Satz von vielen, der in meinem Kopf widergehallt hat. Dabei ist Jennette McCurdy, die im Buch von ihrem Leben und der Beziehung mit ihrer Mutter erzählt, vor allem bekannt als ihre Rolle Sam Puckett aus der Nickelodeon-Serie »iCarly«. Ich habe die Serie damals selbst in meiner Kindheit geschaut – fand sie lustig, mochte die Charaktere und habe bei jeder neuen Folge gern wieder eingeschaltet. In den letzten paar Tagen habe ich dieses Buch gelesen – jede weitere Seite hat mich sprachlos und wütend gemacht. McCurdy erzählt ihre Geschichte chronologisch, teilt sie auf in das Davor und das Danach, wobei der Tod der Mutter diesen entscheidenden Bruch darstellt. Sie erzählt von ihrer Kindheit, von dem Traum Schauspielerin zu sein, wobei das gar nicht ihr Traum ist, sondern der ihrer Mutter. Debra McCurdy ist eine egozentrische und rücksichtslose Person und ich weiß gar nicht, wie ich sie beschreiben soll bei all dem Schmerz, den sie ihrer Tochter angetan hat. Debra will der Mittelpunkt immer und überall sein und im Leben von Jennette ist sie das leider auch. Sie ist der vollumfängliche Wegweiser und als die Mutter stirbt, hat die Tochter ihren einzigen Halt verloren. Jennette McCurdy erwähnt in ihrem Buch, dass sie das Schreiben liebt, und ich bin froh, dass sie dahin zurückgefunden hat, hätte mir gewünscht, dass sie diesen Weg viel früher hätte verfolgen können, denn sie versteht es, ein Leben eindrucksvoll mit Worten den LeserInnen näherzubringen. Sie schreibt eindringlich, klar und ehrlich. Sie ist schonungslos zu sich selbst, zu ihrem Umfeld und zu ihren LeserInnen. Auf fast 400 Seiten arbeitet Jennette McCurdy die Beziehung mit ihrer Mutter auf, beschreibt die immer stärker werdende toxische Abhängigkeit zu ihr, den Kontrollverlust nach ihrem Tod und die langsam aufkeimende Erkenntnis darüber, was für einen Missbrauch sie erfahren hat. Dieses Buch war hart und qualvoll zu lesen, aber so wichtig, weswegen ich es aus vollem Herzen weiterempfehlen möchte.

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