Matzbach
Im malerischen Fragolin tut sich nichts und Madame le Commissaire Isabelle Bonnet genießt das dolce far niente. Dieses wird jedoch jäh durchbrochen, als beim Abriss eines Hauses ein hinter einer Wand eingmauertes Skelett gefunden wird. Ein Loch im Schädel legt einen Mord nah, Isabelle ermittelt in diesem für sie eher langweiligen Fall nur widerwillig auf Wunsch der Bürgermeisterin, die keine negative Publicity für ihren Ort gebrauchen kann, und legt die Untersuchung mehr oder weniger in die Hände ihres Mitarbeiters Apolinaire. Das Haus gehörte zuletzt einem windigen Finanzberater, der inzwischen in Haft ist und dem ein Mord durchaus zuzutrauen ist. Doch auch die Vorbesitzer des Hauses, ein Ehepaar, bei dem der Gatte, ein Frauenheld vor ca. 12 Jahren spurlos verschwand, geraten in den Fokus der Ermittlungen. Isabelle, die sich gerade für die Ermittlungen zu erwärmen beginnt, wird jedoch plötzlich von einem Anruf ihres Künstlerfreundes überrascht, der in Marokko in Untersuchungshaft sitzt. Obwohl es gerade zwischen ihnen beiden kriselt, fährt Madame le Commissaire, alte Geheimdienstkontakte nutzend, dorthin und holt ihn mal eben aus der Patsche. Genau das ist es, was mit zunehmend an den Pierre Martin-Romanen stört, die Frau ist einfach zu tough, um real zu wirken. Nicht nur, dass sie nebenbei ihren Freund mit fragwürdigen Methoden befreit, als sie selbst in eine äußerst bedrohliche Lage gerät, behält sie wieder mal kühlen Kopf und rettet sich so. Irgendwie geht Glaubwürdigkeit anders. Abgesehen davon habe ich beim Lesen nicht verstanden, warum sich die beiden Ermittler im Verlauf des Romans zunehmend darauf versteifen, dass es sich bei dem verschwunden Ehemann um den Täter von damals handelt, der sich abgesetzt hat. Auf die grundsätzlich ebenfalls bestehende Möglichkeit, dass es sich auch um das Opfer handeln könnte (so, wie es sich dann auch herausstellt), kommt die sonst so kluge Madame le Commissaire erst gar nicht, auch so eine Ungereimtheit, die mir negativ aufgestoßen ist. Bisher mochte ich die Reihe ja sehr gern, aber Pierre Martin sollte aufpassen, dass Isabelle Bonnets Toughheit nicht auf Kosten der Glaubwürdigkeit geht, ein Aspekt, der auch beim Schluss wieder eine Rolle spielt, wenn sie quasi im Alleingang den Täter überführt.