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Boris hätte gern ein Haustier, aber seine Eltern erlauben das nicht: stinkt, macht Dreck. Als eine Nachbarin ihn bittet, ihr Haustier Babette für ein Jahr in Pflege zu nehmen, da sie verreisen muss, zögert er nicht lange. Die Sache hat nur einen Haken: Er muss Babette vor den Eltern verstecken. Wer oder was ist Babette eigentlich? Sie ist gelb, läuft auf zwei Beinen, hat einen langen schmalen Schwanz (hat optisch was von einer Katze) und sie liebt Fernsehen, Flips und Grusel. Das Verrückteste: Babette kann sprechen - mit leichtem Sprachfehler! Boris blättert in Büchern, informiert sich im Internet. So ein Wesen findet man nirgendwo. Babette bringt Bewegung in Boris‘ Leben, denn sie ist immerzu traurig: Sie will sich gruseln. Und sie macht ein wenig Blödsinn aus Langeweile. So verwandelt Boris für sie sein Kinderzimmer in eine Geisterbahn. Aber wo soll er Skelette herbekommen? Opa weiß Rat - und sie basteln fleißig etwas zusammen. Immer wieder beteuert Babette, sie sei lieb und bemüht sich sehr, es Boris recht zu machen. Kann man Babette vor Mama und Papa geheimhalten? Dieser Kindercomic beschäftigt sich mit Identitätsfindung. Denn Babette ist auch betrübt, weil sie nirgendwo dazugehört. Wer ist sie? Boris, sein Vater und der Großvater sind farbig. Ganz am Ende, er klärt der Opa Babette, wie er sich gefühlt hat, als er damals ins Land gekommen ist - wie schwierig es für ihn war, weil er so anders ausgesehen hat als die restlichen Menschen. Und nun schert sich niemand mehr drum. Es sind die kleinen Nebensächlichkeiten: Eine vielbeschäftigte Mutter, die im Homeoffice arbeitet, zerstreut ist, nie zuhört, ständig telefoniert oder am Rechner sitzt; und der Vater, der den Haushalt schmeißt, der den Opa betreut. Die Figuren sind liebevoll und kindgerecht gestrafft, der Hintergrund ist reduziert, so dass man sich auf die Personen konzentrieren kann. Insgesamt ein bunt gestalteter Comic mit einer gelbleuchtenden Babette. Die Geschichte ist ziemlich witzig, spannend und nerdig ausgefallen - das macht sie liebenswert. Babette wächst einem schnell ans Herz. Die Graphic Novel war Finalistin des renommierten Berthold Leibinger Comicbuchpreises 2022. Und das Buch steht zur Nominierung zum Deutschen Jugendbuchpreis 2023 mit folgender Begründung: «Tanja Eschs Zeichnungen überzeugen durch einen reduzierten, aber präzisen Stil. In bunt-knalliger Flächigkeit erzählen übersichtliche Panelfolgen temporeich und mit viel Humor vom Selbstfindungsweg einer kurios charmanten Ausnahmefigur. Die detailreiche und konsequente Figurenzeichnung belustigt und berührt. Es ist eine starke (bild)sprachliche Leistung, eine Figur zu schaffen, die zugleich fordernd und sehnsüchtig, komisch und verloren ist. Glücks- und Teilhabeanspruch werden originell auserzählt.» Mir hat der Comic sehr gut gefallen! Der Kibitz Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 8 Jahren – das passt. Empfehlung! Tanja Esch, geboren 1988 in Hanau, hat in Hamburg das Zeichnen studiert und arbeitet als Illustratorin und Comiczeichnerin. Für ihren ersten Kindercomic Supercool (Jaja Verlag) wurde Tanja Esch 2017 mit dem Hans-Meid-Förderpreis für Buchillustration ausgezeichnet, und er wurde auch in Frankreich veröffentlicht. Neben dem Comic Du kannst natürlich heute noch hier schlafen (Jaja Verlag) erschienen in der Folge So un annersrüm. Das kleine Hamburg-Buch der Gegensätze (Junius Verlag) und Plattkinner. Mit Wahrheit oder Quatsch? erschien ihr erstes eigenes Bilderbuch bei Klett Kinderbuch.