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gwyn

Posted on 28.6.2023

Der Anfang: «Ich bin nicht in der besten Verfassung, als das Taxi mich am Kai von Penzance absetzt. Meine Kopfschmerzen sind im Nachtzug von London nach Cornwall mit mir gereist. Ich habe mein Gesicht in kaltes Wasser getaucht, eine Handvoll Nurofen geschluckt und ein englisches Frühstück gegessen, aber noch immer sehe ich dieses Flimmern vor den Augen. Die Meeresluft ist eisig; kaum zu glauben, dass heute der erste März ist und in wenigen Wochen der Frühling beginnt.» Türkisblaues Meer, sattgelbe Ginsterbüsche, majestätische Klippen, ein Cosy Krimi mit viel Herz mit viel Atmosphäre aber auch mit zähen Längen, leider. Detective Inspector Ben Kitto will sich zu Hause auf den Scilly Inseln ausruhen. Er braucht eine Auszeit, weil er nach dem Tod seiner langjährigen Partnerin im Undercover-Polizeidienst nicht mehr weiß, ob er weitermachen soll. Er hat vor, sich von den Kochkünsten der Tante verwöhnen zu lassen, seinem Onkel beim Bootsbau zu helfen, sich vom Inselwind den Kopf freipusten zu lassen, um London ausblenden zu können. Doch kaum ist er auf seiner Heimatinsel Bryher angekommen, wird die 16-jährige Laura Trescothick vermisst und kurz darauf ermordet aufgefunden. Ben meldet sich freiwillig, die Ermittlungen zu übernehmen, und erhält aus London die Zusage, den örtlichen Polizisten als Ermittler zur Seite zu stehen. Der Fährdienst wird eingestellt, damit niemand die Insel verlassen kann und die Medienmeute nicht anreist. «Der Ausblick von der Hügelkuppe erstreckt sich in endlose Ferne: dreitausend Kilometer Meer und schaumgekrönte Wellen, soweit das Auge reicht. Sie öffnet den Mund, um das Salz zu schmecken und frische Luft einzusaugen, während unten riesige Brecher den Strand überspülen. Bald wird sie sich von hier verabschieden, nur noch ein Sommer auf der Insel, dann kann sie die Flügel spreizen.» Das Problem einer Insel ist die Enge. Jeder kennt jeden und weiß alles über den anderen. Und jeder kann hier der Mörder gewesen sein – nur, man traut es niemandem zu. Bald hat Ben mehr Verdächtige, als ihm lieb ist. Darunter auch Menschen, die er sein Leben lang kennt und die ihm viel bedeuten. Geht es hier um etwas Persönliches? Denn die Tote wollte weg von der Insel, war liiert mit dem Sohn eines mächtigen Immobilienhais – der mit dieser Beziehung gar nicht einverstanden war. Wollte die Familie die Tochter nicht loslassen? War Laura in kleine Drogengeschäfte verwickelt oder wusst sie zu viel darüber? Alles ist möglich. «St. Mary’s ist wie eine Rückkehr in die fünfziger Jahre, die Autos zuckeln im Schneckentempo über die Küstenstraße. Aber verglichen mit dem Ort, zu dem ich fahre, ist dieser hier geradezu eine Metropole. Früher hat es mich amüsiert, dass die Inseln dem Königshaus gehören. Charles und Camilla würde es im Traum nicht einfallen, Bryher zu besuchen, auch wenn ihre Vorfahren die Insel für wenig Geld erworben haben.» Die Rauheit der Insel und ihrer wortkargen Einwohner ist atmosphärisch dicht in die Handlung eingewoben auch die historische Vergangenheit von Schmugglern und Piraten. Der Ich-Erzähler kommt kaum einen Schritt vorwärts. Es geht vor und zurück, das auch nachdem ein weiterer Mord geschieht. Parallel berichtet Rose den Lesern Dinge, von denen Ben keine Ahnung hat. Ben ringt mit sich selbst, gibt sich die Schuld am Tod seiner Kollegin. Ein typischer Whodunnit, Mysterykrimi mit einem Ermittler, der mit einem inneren Dämon kämpft – und sich obendrein verliebt. Die Spannung kocht auf kleiner Flamme, denn Ben muss den Einwohnern Stück für Stück ihre Geheimnisse und Beobachtungen aus der Nase ziehen. Gestraffter hätte der Roman mehr hergegeben. Genervt hat mich der Wolfshund Shadow, den Ben eigentlich nicht leiden kann, den er von der verstorbenen Kollegin geerbt hat. Der Hund sucht nach Aufmerksamkeit und die gibt ihm die Autorin … Ben verliebt sich in die Physiotherapeutin Nina. Aber sie will nicht so richtig anbeißen – das zieht sich und man ist genervt, weil diese ewigen Treffen – Annäherung – Zweifel – den Krimi durchbrechen. Die Selbstzweifel des Ermittlers auf allen Ebenen nehmen ziemlich viel Raum ein. Ein atmosphärischer Cosikrimi, ja, doch mit vielen Längen, die störten und mit einem nicht ganz logischen Ende. Der Prolog ist kein Prolog, es ist lediglich eine Backstory (was kurz vorher mit dem Opfer geschah). Nette Unterhaltung für gemächliches Lesen; aber keine Glanzleistung. Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.

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