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Bewusstseinserweiternde Blickwinkel „Liebes Arschloch“ war mein erster Roman von Virginie Despentes. Und dieses Buch ist sicher nicht mein letztes von dieser französischen Autorin. Denn dieses Buch entzündet mich, triggert mich, fasziniert mich. Diese Wucht in der Sprache, einfach nur fesselnd und inspirierend; dieser Zynismus, ich liebe ihn. Um was geht es in diesem Roman „Liebes Arschloch“? Dieses Buch von der skandalumwitterten Französin mit ihrer scharfen Zunge beschäftigt sich mit einem wachen Blick auf unsere Gesellschaft, schaut zynisch und boshaft auf gelebtes Heldentum, kratzt dabei aber den schimmernden Lack der Oberfläche ab, die auf hübsch getrimmte und leicht überzuckerte schützende Glasur verschwindet und auf die Bühne dieses Romans tritt dadurch ein wahrer Blick auf uns Menschen, ein wahrer Blick auf dieses Raubtier, auf seine Stärken und auch auf seine Schwächen. Ein inspirierender Blick auf den Egoismus in uns, doch ebenso ein Blick auf eine patriarchale Welt, an deren Beinen die gar garstigen Walküren sägen, die dabei dennoch aufpassen müssen, dass ihnen diese Welt nicht auf den Kopf fällt. Sehr inspirierend und mich völlig anzündend ist diese Virginie Despentes in ihrem Buch. Denn ihr Blick ist real, ohne irgendwelche Achtungsgebote beschreibt sie unsere Welt und lässt die Leserschaft nachdenklich werden. Denn manches so einfach Gewähntes, manch eine Überzeugung verändert sich in diesem Buch und dies so einfach hinzubekommen ist schon bemerkenswert. Die sich in ihren 50ern befindende Schauspielerin Rebecca löst bei dem dreiundvierzigjährigen Schriftsteller Oscar eine gewisse Wut aus, die ihn zu einem etwas boshaften Schreiben an Rebecca motiviert. Die dritte im Bunde ist die deutlich jünger Zoé, eine junge Wilde, eine Feministin, ein Opfer, eine Täterin. Sie begegnet Oscar, wird durch ihn falsch behandelt und rächt sich dafür. Über diese Figuren ermöglicht die Despentes einen genauen Blick auf die französische Welt, aber nicht nur auf diese, denn eigentlich ist dieser Roman ebenso als ein Blick auf unsere westliche Welt zu verstehen. Denn unser manchmal schon recht monströs wirkendes Schwarz-Weiß-Denken kann auch zu einer Falle werden, genauso wie Wut und Hass sehr zerstörerische Kräfte sind und manchmal nur ein aufeinander Zugehen eine mögliche und nützliche Intention sein kann, sein muss, sein wird! Es ist interessant, wie dieser Briefroman es schafft in mir die Emotionen hochkochen zu lassen. Ein interessantes Buch! Ein gutes Buch! Ein völlig zu Recht hochgelobtes Buch!