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Blicke auf eine andere Kultur "Haie in Zeiten von Erlösern“, schon dieser Titel ließ mich Aufsehen. Dieser Titel klingt ungeheuer interessant. Denn wo ist da die Verbindung? Und was soll dieser Titel bedeuten? Schon von diesem Aspekt ist die Titelgebung für mich hier vollkommen gelungen. Denn sie macht mich neugierig, sehr neugierig. Und ich wurde mit diesem Buch belohnt. Ich hatte mich natürlich vor dem Kauf des Buches etwas erkundigt. Kawai Strong Washburn, ein in Hawaii geborener und aufgewachsener Autor blickt auf sein Hawaii und die Hawaiianer. Er sucht sich eine arme Familie als Hauptfiguren seines Romanes aus und lässt sie auf eine Suche nach den eigenen Wurzeln gehen. Das klingt irgendwie schon etwas kitschig. Aber genau dies ist dieses Buch von Kawai Strong Washburn eben nicht. Denn die intensive Zeichnung dieser Familie, die Blicke auf Malia, die Mutter, die Blicke auf Augie, den Vater, die Blicke auf deren Kinder, Dean, der ältere Sohn, Nainoa, der jüngere Sohn und Kaui, die Tochter und das jüngste Kind, berührt die Leserschaft. Denn sie zeichnen eben nicht diese armen Verlierertypen, die vergangenen Zeiten nachtrauern und in ihrem Selbstmitleid versinken. Nein. Auch wenn die Familie durch den Zusammenbruch der Zuckerrohrindustrie schwer getroffen wird, sie geben nicht auf. Sie kämpfen, sie agieren. Sie suchen nach neuen Wegen. Und sie vergessen nicht, sie nähren eine zarte Pflanze Hoffnung. Denn das mittlere Kind Nainoa ist als kleiner Junge ins Meer zu den Haien gefallen, alle rechneten mit einem Drama, aber eben genau diese Haie retten den Jungen, bringen ihn in ihrem Maul an die Oberfläche des Meeres und übergeben ihn den Menschen. Dazu sollte man wissen, dass die Hawaiianer die Haie verehren. Kamohoali'i ist der bekannteste und am meisten verehrte Hai-Gott, er war der ältere und bevorzugte Bruder von Pele, und half ihr bei ihrem Streit mit ihrer Schwester und reiste mit ihr nach Hawaii, der Zuflucht der Beiden. Und gerade diese heiligen Haie retten ein Kind. Und damit ist diese Rettung eine Rettung mit Symbolkraft, denn dieses Kind soll die Hawaiianer erlösen, so könnte man glauben. An genau diesem Glauben könnte die Familie von Nainoa zerbrechen, oder sie kann mit diesem Wissen wachsen. Denn diese Symbolkraft, diese Macht in Nainoa, hat natürlich Folgen für die gesamte Familie. Menschliche Konflikte und Dramen veranschaulicht Kawai Strong Washburn geradezu meisterhaft. Nur der letzte mich anzündende Funken fehlt hier. Aber in diesem Blick auf die polynesische Kultur, auf das hawaiianische Denken gelingt dem Autor ein wunderbares und interessantes Buch, welches sehr gut veranschaulicht, dass eben unser materielles westliches Denken nicht die einzige Kulturform ist, und wahrscheinlich wird dieser Mammon Geld unser Untergang sein. Wäre die Erde hier traurig? Oder die Haie? Ich glaube nicht!