Yvonne Franke
Zur Zeit lese ich gern über Lebenskünstler, über Menschen, die allen Widrigkeiten trotzen, weil sie lieben, was sie tun. Weil sie vielleicht sogar gar nicht anders können, als dieser einen Leidenschaft zu folgen und die gerade deshalb, wegen dieser Unbeirrbarkeit, dann doch immer wieder Erfolg haben. Und Erfolg bedeutet, weiterhin tun zu dürfen, was man liebt und damit mindestens einigermaßen über die Runden zu kommen. Und so einer Ist der Musiker, Komponist und, wie ich jetzt weiß, Video Consultant, Andreas Dorau, der nun zum zweiten Mal mit Sven Regener zusammensaß, um ihm sein Leben zu erzählen. Woraus dieser dann einen Text machte, der vor Lebensweisheiten nur so strotzt. Und das sind keine Vorschläge, das sind Gesetze – zumindest für Dorau. Was keine Kunst ist, muss weg. Und Kompromisse werden nur gemacht, wenn die Kunst sie fordert. Was zum Beispiel gar nicht geht, sind Hobbys. Das ganze Konzept bleibt Dorau unverständlich. Welchen Grund kann es geben, wenn man es zum Beispiel liebt, Buddelschiffe zu bauen, unwillig den ganzen Tag am Schreibtisch irgendeiner Behörde zu verbringen und dann das, was man hasst seinen Beruf zu nennen? Der Beruf sollte immer das sein, was man liebt. Alles andere ist Beiwerk, mit dem man sich ein bisschen was dazu verdient, bis die Buddelschiffsache durchstartet. Nur dass Doraus Ideen eben wesentlich wilder sind als das Bauen von Buddelschiffen. Wilder, aber auch in sich schlüssig, eher Konzeptkunst. Ein Konzertabend und später eine Platte, deren Songs nur aus Refrains bestehen zum Beispiel. "Hochkomprimierte Miniaturen." Oder ein Theaterstück, dessen Bühnenbild eine Plattenladen ist, weil man da ja nun wirklich gern seine Zeit verbringt. Nein, Moment, Theaterstück darf man es nicht nennen, dann wäre Andreas Dorau ja ein Theaterautor und da sieht er sich nicht. "Der König der Möwen" durfte also kein Stück sein, sondern musste ein Musical werden. Die Namensvergleichbarkeit zum Musical "König der Löwen" fiel ihm dann erst später auf. Eine der wesentlichen Figuren ist eben eine Möwe. Und warum ist die eigentlich nicht das Wappentier der Stadt Hamburg? Wer "Die Frau mit dem Arm" nun ist, verrate ich hier nicht. Nur soviel, dass der Titel deshalb so gut passt, weil der Arm der Körperteil ist, dessen Ärmel man hochkrempelt, wenn man so richtig anpacken will und umarmen will man ihn auch, diesen Dorau. Denn: "Manchmal ist die Welt besser, als man denkt."