feliz
Das Cover mag ich richtig gerne. Das dunkle Blau wirkt dabei wirklich wie ein Sternenhimmel, während die goldene Schrift die Illusion von Sternen erschafft. Die Silhouetten passen ebenfalls perfekt ins Bild und zur Geschichte. Diese klang zumindest interessant: Lola ist am liebsten in ihrer Wohnung und weit weg von anderen Menschen, dort versinkt sie mit Büchern oder Videospielen am liebsten in fantastischen Welten. Doch dann kündigt ihr ihr Mieter die Wohnung und sie muss ihr mühsam erschaffenes Refugium verlassen. Es bleibt ihr nur, in eine WG mit zwei anderen Mädchen zu ziehen. Kat und Lexie sind so ganz anders als sie selbst. Zudem muss sie jetzt jeden Tag mit Menschen interagieren und ihre Angewohnheiten verstecken, um bloß nicht zu seltsam zu erscheinen. Als sie vollkommen erschöpft auch noch Rückenschmerzen bekommt, macht ihr ihre Mitbewohnerin einen Termin bei einer Orthopädin, die ihr prompt Massagen verordnet. Lola kann sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass ein Fremder sie berührt, doch dann trifft sie auf den Physiotherapeuten Felix, der nicht nur ihre Verspannungen löst, sondern auch immer weiß, was in ihrem Inneren vorgeht. Doch er scheint ebenso viele Geheimnisse zu haben wie Lola und das macht alles nur schwieriger. Der Schreibstil war zunächst erstmal wirklich ungewohnt und ich war mir nicht sicher, ob ich das Buch weiterlesen wollte. Ich habe selten Bücher gelesen, bei denen mich der Schreibstil selbst so gestresst hat, ich habe die Unruhe und den Stress von Lola förmlich durch die Seiten gespürt. Das macht den Schreibstil in diesem Fall aber auch so gelungen, weil er einfach perfekt einfängt, wie sich die Protagonistin fühlt. Außerdem wurde der Schreibstil mit der Zeit besser oder ich habe mich besser daran gewöhnt, sodass ich dann wirklich durch die Geschichte geflogen bin. Bei den Charakteren hatte ich da mehr Probleme. Vor allem mit Lola hatte ich so meine Probleme, was weniger an ihrer Krankheit als an ihrem Charakter lag. Sie verurteilt die Menschen um sich herum dauernd und komplett anhand äußerer Merkmale, während sie selbst das auf keinen Fall will und sauer wird, sobald jemand andeutet, dass sie sich außerhalb der Norm verhält. Das hat mich wirklich geärgert, weil sie selbst diesen Widerspruch überhaupt nicht hinterfragt, sondern während eines Großteils des Buches so handelt. Sie verurteilt Felix‘ Freunde dafür, wie sie sich einmal in ihrer Gegenwart verhalten und ja sie wirken nicht besonders nett, aber sie sind auch nicht super unhöflich oder ähnliches. Sie machen dämliche Witze, die nicht besonders lustig sind, aber mehr eben auch nicht und Lola verhält sich, als hätten sie versucht, sie zu bedrängen oder ähnliches. Ich bin die letzte, die schlechtes Verhalten rechtfertigt, aber Lolas Reaktion ist einfach zu viel, zumal sie vor allem Felix dann für seine Kumpels verurteilt und so tut, als würde er mit verurteilten Straftätern abhängen. Außerdem ist sie nicht nur Felix gegenüber so, sondern auch ihren Mitbewohnerinnen und die sind nichts als nett zu ihr, was sie wirklich spät erst bemerkt. Ich konnte verstehen, dass ihr einiges schwerfiel aufgrund ihrer Zwänge und ihrer Geschichte, aber sie ist einfach nur verurteilend und findet das auch vollkommen in Ordnung. Das war der Hauptgrund, warum ich das Buch nicht wirklich mochte, obwohl das nicht für Felix galt. Ich fand es auch gar nicht schlimm, dass er mehrere Facetten eines Charakters hatte, weil ich das selbst kenne und auch gar nicht schlimm finde, aber er kommt mir nicht richtig nahe, weil Lola so auf sich und ihr Leben fokussiert ist, dass andere dabei nicht so viel Raum einnehmen können. Die Story fand ich an sich gar nicht schlecht, auch wenn ich viele Dinge im Vorhinein so oder so ähnlich vermutet hätte. Ich mochte eigentlich die Herangehensweise, aber sie ist nicht so richtig konsistent, so hat Lola zu Beginn Probleme, das Haus zu verlassen und selbst einkaufen ist für sie eine große Überwindung, später spielt das aber plötzlich so gut wie keine Rolle mehr, sondern sie verlässt das Haus dauernd und muss darüber nicht mal mehr groß nachdenken. Zumindest hin und wieder hätte sie zumindest kurz darüber nachdenken können und das war bei mehreren Sachen so, dass die zunächst wichtig waren, dann aber nicht mehr erwähnt werden. Alles in allem mochte ich das Buch zu Beginn trotz des stressigen Schreibstils sehr gerne, aber je besser ich den Schreibstil fand, desto weniger mochte die Geschichte. Das liegt vor allem an meiner Abneigung zu Lola, die ich zum Teil echt gemein fand und ihrer Fokussierung auf sich selbst, sodass ich das Buch nicht wirklich genießen konnte.