tintensturm
Dies ist mein erstes Buch von Manuela Elsner. Während ich in diesem Jahr schon einiges aus der chinesischen Mythologie gelesen habe, war es auch mein erstes Buch aus der japanischen Mythologie. Ich wusste erstmal gar nicht, was ich erwarten sollte, aber wurde wirklich umgehauen. Der Roman fängt sofort super spannend an: in der alle zehn Jahre stattfindenden Blutnacht holen sich die Yokai, die ich am ehesten als japanische Dämonenwesen bezeichnen würde, die Erstgeborenen Japanischen Kinder. Als die Erstgeborene Tochter Sayuri bleibt, und ihre jüngere Schwester Eri entführt wird, werden Sayuri und ihre Eltern schnell zur Zielscheibe: Wieso wurde Sayuri verschont und was haben sie anders gemacht? Auch Sayuri kann die Frage nicht loslassen. Deshalb zieht sie nachts auf die Straßen Kyotots um Yokai zu jagen und ihre Schwester zu finden. Das Buch zeigt hierbei schön die zwei Welten auf, in denen Sayuri wandelt, einmal ihre nächtlichen Ausflüge mit dem geheimnisvollen Ryko, und einmal ihr Leben bei Tag, in dem sie gemeinsam mit ihrer Freundin Mirai versucht Normalität zu finden. Das Buch behandelt viele Themen, u.a. den "survivors guilt", den auch Sayuri stark spürt, die Angst nicht gut genug zu sein, Angst vor dem Erwachsenwerden und einer Zukunft aber auch das Thema Rache, und wie weit man bereit ist zu gehen, bis man selbst zu einem Monster wird (mehr kann ich an dieser Stelle nicht verraten ohne zu spoilern). Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, denn der Sprachstil war toll, die Yokai wurden gut erklärt, selbst wenn man sich mit japanischen Wesen und Namen eventuell schwer tut, findet man gut in die Geschichte ein. Man merkt der Autorin an, dass sie selbst Jahre in Japan gelebt hat, denn sie beschreibt die japanische Kultur, den Schulalltag, das Essen sehr authentisch. Auch das umfangreiche Wissen der Mythologie und den Yukai ist beeindruckend. Ich finde es ist auch ständig etwas in der Geschichte passiert - sowohl tagsüber (wer hinterlässt die Nachrichten?) als auch abends (finden sie eine Spur?). Auch die Love Story war total süß geschrieben! Besonders gut gefallen hat mir Sayuris Beziehung zu ihren Eltern- da sie sehr offene Gespräche miteinander hatten und die Eltern als liebevolle Charaktere beschrieben wurden und nicht die typisch abwesenden Eltern aus anderen Fantasyromanen waren. Was mich zwischenzeitlich mal gestört hat, war, dass ich nach dem rasanten Start in das Buch kurzzeitig das Gefühl hatte, dass die ersten nächtlichen Abenteuer kein Ziel hatten und sich etwas im Kreis drehten, allerdings kann ich euch nur sagen, dass am Ende alles Sinn ergibt, auch die anfänglichen Begegnungen und Aktionen. ...und wenn ich etwas negatives über das Buch sagen müsste, würde ich sagen, dass mich Sayuris Obsession mit Riku zwischenzeitlich etwas genervt hat, da sie ständig von ihr geredet hat- aber selbst das finde ich nachdem ich das Buch beendet habe, total verzeihlich. Auch Kampfsport sollten hier definitiv auf ihre Kosten kommen, denn die Autorin beschreibt die Kämpfe sehr anschaulich und professionell- ich konnte mir alles sehr gut vorstellen! Es gab einige Plottwists, die ich nicht habe kommen sehen und es hat mir gut gefallen. Das Ende hat mich auch ehrlich gesagt etwas emotional gemacht und ich habe eine Entwicklung überhaupt nicht kommen sehen, die ich traurig und schön zugleich fand. Insgesamt hat mich das Buch total positiv überrascht und ich würde es auf jeden Fall weiter empfehlen !