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Yvonne Franke

Posted on 9.6.2023

Die Sitcom "How I Met Your Mother" ist immer mal wieder an mir abgeprallt. Ich mag das Format eigentlich; die kurze Erzählform, die Popkulturfeuerwerke, die wilden Figurenkonstellationen. Deshalb habe ich im Abstand mehrerer Jahre an verschiedenen Stellen versucht, doch noch in diesen New Yorker Freundeskreis einzusteigen. Hat nicht geklappt, keine der Figuren ging mich etwas an. Trotzdem hat es mich neugierig gemacht, als ich hörte, dass der Erfinder der erfolgreichen Serie nun seinen ersten Roman geschrieben hat. Vielleicht hatte ich bloß Lust auf leichte Unterhaltung. Und dann bin ich auch sanft und unmerklich hineingeglitten in Carter Bays "Freunde von Freunden"-Mikrouniversum und wurde auch gleich herumgereicht im Freundeskreis. Denn ganz anders als erwartet ging mich hier jede Figur etwas an. Das sind alles echte Menschen mit erstaunlich detailreichen Backstories, mit so individuellen Talenten, Wünschen, Schmerzen, Macken, dass man sich fast nicht vorstellen kann, dass sie alle in einem Schreiberhirn geboren wurden. Carter Bays liebt jede seiner Figuren und putzt ihre Leben heraus, nimmt sie an die Hand, schenkt ihnen unendliche Entwicklungsmöglichkeiten, überrascht, erschreckt und rettet sie. Es steht einem permanent der Mund offen. Wieviele Jahre der Recherche waren wohl nötig um all diese Leben so glaubhaft auszufüllen? Carter Bays schlüpft in die Gedankenwelten einer angehenden Medizinstudentin, die einst ein Klavierwunderkind war, er erkundet den Buddhismus, entwickelt einen Supercomputer mit menschengleichen Gefühlen, schlüpft in einen Dating App besessenen Single, treibt sich in der New Yorker Lokalpolitik herum, erforscht Krankheit und Trauer und Lernblokaden – und das alles zwischen überraschenden Wendungen und schweißtreibenden Cliffhangern. Da kommt der Fernsehmacher durch. Und diesen Anforderungen gleicht sich auch das Leseverhalten an. Man muss sich ein paar Tage frei schaufeln, tief Luft holen und springen. 600 Seiten Bingerading – es ist ein herrliches Abenteuer. Eigentlich sogar gleich mehrere.

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