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maschaundnix

Posted on 7.11.2018

Franziska zu Reventlow hat einen meiner liebsten, wie nebenbei verfassten Texte verfasst: "Von Paul zu Pedro". Sie nannte das Büchlein Amouresken und schreibt dort über Männerordnungssysteme. Hier ein kleiner Ausschnitt: „Übrigens behauptet fast jeder Mann, man sei wahllos. Der eine begreift nicht, daß man sich in einen Friseurtypus oder Tenor verlieben kann, und würde Naturburschen verzeihlicher finden. Der andere hat keine Auffassung dafür, daß exotischer Typ und gebrochenes Deutsch zu den unwiderstehlichen Attraktionen gehören (…) Was wollte ich Ihnen denn erzählen? – Daß diese Leute wieder einmal das Wesen aller Dinge endgültig feststellten, alles schön sortierten, in Schachteln taten und Etiketten daraufklebten, nach meinem Gefühl aber immer in die falsche Schachtel und mit falscher Etikette.“ Fanny zu Reventlow, die diese libertären Bekenntnisse schon um die Jahrhundertwende veröffentlichte, bezeichnete der Schriftsteller Erich Mühsam als einen Menschen, der wusste, was Freiheit bedeutete. Zum 100. Todestag ist jetzt eine Biografie von Kerstin Decker im Berlin Verlag erschienen. Sie ist sehr empfehlenswert, denn das Leben der alleinerziehenden Königin der Boheme bietet interessantes Material en masse. Einziger Minuspunkt, die Analyse ihres schriftstellerischen Werks, wie genau sie biografische Details als Material für ihre Literatur verwendete und verarbeitete, spielt hier kaum eine Rolle.

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