Matzbach
Im letzten Roman fand ich die Vergegenwärtigung des Beginns des Corona-Lockdowns beeindruckend gelungen, im aktuellen Fall "Stille Sainte Victoire" spielt die Pandemie nur noch eine sehr marginale Rolle, was ich etwas irritierend finde, denn einige Zeitangaben legen nahe, dass der neue Fall kurz nach seinem Vorgänger spielt. Aber das sind so Beckmessereien, die dem Lesegenuss wenig Abbruch tun. In seinem neuen Roman führt uns Cay Rademacher in die Welt der Paläontologen, denn Südfrankreich bietet offensichtlich ein Paradies für Saurierforschung, was mir bisher nicht bekannt war. Ausgangspunkt des Falles ist der Mord an einem Ingenieur, bezeichnenderweise mit einem Saurierzahn ausgeübt. Der Ingenieur hatet die aufgabe, einen Staudamm zu begutachten, war aber alles in allem eine eher graue Maus, die kaum Anlass zur Ermordung gegeben hat. Allerdings ist sein Zwillingsbruder ein ziemlich arroganter Paläontologe, der mit Gott und der Welt im Clinch liegt, insbesondere mit einem Kollegen, der in der Nachbarschaft ausgräbt. Schnell vermuten Capitaine Roger Blanc und sein Team daher, dass es sich um eine Verwechslung handeln könnte. Es folgen noch ein weiterer Mord und ein Mordversuch, bis es Blanc mehr oder weniger im Alleingang gelingt, den Fall zu lösen. Neben dem Fall spielt wieder einmal das Privatleben Blancs, seit der Einstellung seiner Beziehung zu der vorgesetzten Untersuchungsrichterin eigentlich in ruhigeren Fahrwassern, eine Rolle, werden doch durch den Zwillingsfall unliebsame Erinnerungen bei ihm nach oben gedrängt. Und so ganz egal schein ihm die Richterin doch nicht zu sein, es gibt in ihrem Verhalten Anlass für ihn, sich Sorgen zu machen, also durchaus Beifutter für den nächsten Roman.