nicole_leseeule_36
Mit „fig – Sie kommen“ bin ich das erste Mal bewusst auf die fig-Reihe und auf die Autorin Poppy Lamour aufmerksam geworden. In einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich in diesen Roman eingetaucht, der ohne jede Vorkenntnisse der restlichen Reihe gelesen werden kann. Die fig-Reihe steht für sinnliche Liebesromane ohne toxische Beziehungsmuster. Es ist eine Geschichte, die stetig weitererzählt wird und neue Themen mit jedem Band in diese liebevolle Welt einbringt. Poppy Lamour ist das Pseudonym der deutschen Autorin Sonja Rüther. Bislang erschienene Romane der Reihe: Band 1: fig Band 2: fig – Pariser Nächte Band 3: fig – Sie kommen, weitere Romanteile sind in Planung. Bevor es mit der eigentlichen Handlung startet, bekommt man ein kurzes Update, was als letztes geschah, um ein gewisses Gefühl für die Beziehung zwischen Fey, Yanis und Pierre zu erhalten. Danach geht es direkt in die Gegenwart und alles fokussiert sich auf die Ankunft Feys Eltern sowie ihren Bruder Elian, die das erste Mal auf ihre besondere Beziehungskonstellation treffen werden. Sogleich bekommt man ein Gefühl dafür, dass die elterliche Beziehung nicht auf Standsicherheit gebaut ist und immer schon eine schwierige Akzeptanz darstellte. Dies Beziehung prägte beide Geschwister zutiefst und erst ihre eigene Wege befreiten sie aus diesem bizarren Konstrukt. Pierre und Yanis fühlen sich dann gezwungen eine gewisse Harmonie walten zu lassen, jedoch sind die einzelnen Parteien nicht unbedingt bereits dazu. Die Eltern befinden sich in Dauerstreit und Schuldzuweisungen, Elian nimmt regelmäßig Reißaus und lässt sich auf Abenteuer ein und Fey soll sich eigentlich ausruhen. Mit der polyamoren Beziehung der drei lassen sich die anderen überrumpeln und können auch gar nichts anderes als diese zu tolerieren. Ehrlich es ist auch das Leben ihrer Tochter und ihrer Partner, solange sie glücklich sind, sollen sie sich auch nicht einmischen. Elian ist dagegen schon stolz, was aus seiner kleinen Schwester geworden ist und auch er merkt nun, dass es Zeit ist loszulassen, denn den Beschützer braucht sie nun nicht mehr. Schnell wird die Situation jedoch explosiv, alle brechen endlich mal aus sich heraus und die Wahrheit kommt ans Licht. Über dreißig Jahre lang haben die Eltern dazu gebraucht, um über ihre wahren Probleme zu reden und einen Neustart zu wagen. Da sie dabei nach wie vor nicht uneingeschränkt ehrlich zu sich sind, lassen wir einfach außen vor. Sie sind nun frei und ihre Kinder können ebenfalls loslassen. Im weiteren Verlauf konzentriert sich die Handlung mehr auf Elian, übrigens ein ganz toller Name, und seine Ausbrüche. Mit 18 ist er von zu Hause losgezogen, lebt für sich allein und lässt sich in der Weltgeschichte umhertragen. Er hat schon sehr viel erlebt, ist für alles und jeden offen, hilft aus wo er nur kann und manchmal hält er es auch länger auf einem Fleck aus. Jedoch hat ihn seine Vergangenheit immer wieder eingeholt, so dass er seinen Ruhepol und sein wirkliches zu Hause noch nicht gefunden hat. Inzwischen ist er 35 Jahre alt und fühlt sich ausgebrannt. Man sagt ja, Reisende soll man nicht aufhalten, aber wenn man sie vor sich selbst schützen möchte, darf man sich auch schon mal liebevoll einmischen. Was ich so an Elian mochte, ist, dass ihm nichts peinlich ist, er bewusst rebelliert und er das Leben in vollen Zügen genießt. Doch es ist auch Zeit für ihn Fuß zu fassen, sich angekommen zu fühlen und seiner Liebe Raum zu geben. Denn tut er es einmal, dann ist auf ihn Verlass, er trägt sein innerstes nach draußen und kann einfach nur er sein. Doch um so weit zu kommen, muss er sich seinen inneren Dämonen stellen. Yanis und Pierre haben in gewisser Weise eine ganz besondere Gabe. Sie lassen ihre Magie wirken und holen das wahre Ich aus einem heraus. Ob es ums fühlen, darstellen und eingestehen gilt. Sie können sich auch schwer zurückhalten, denn sie haben eine bewusste Art von Harmonie in ihrem Ausdruck. Sie können irgendwie in die Aura des anderen blicken und somit bereits das sehen, was andere noch gar nicht vermögen zu denken. Gerne würde ich von ihrer Art mehr erfahren. Sie strahlen auch überwiegend einen gewissen Grad an Ruhe und Ankommen aus. Zudem haben sie erkannt, was wirklich Familie bedeutet und wen man sich selbst dazu auserkoren darf. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, es ist sehr angenehm, die Beschreibungen kann man sich bildlich sehr schön vorstellen und die Emotionen aller jederzeit nachempfinden. Die erotischen Darstellungen sind abwechslungsreich und werden sehr sinnlich wiedergegeben. Es fehlt nicht an Humor, einer gewissen Form von Sarkasmus und die Gefühlsebene wird vielerlei betont. Man liest sich trotz der Probleme der einzelnen Charaktere leicht und fesselnd durch die unterschiedlichen Kapitellängen. Der Roman wird aus den verschiedenen Sichtweisen im Erzählstil wiedergegeben. Handlungsort ist Piriac-sur-Mer in der Bretagne, Frankreich. Das Buchcover ist sehr schlicht, dennoch prägnant. Das darauf befindliche Utensil gibt einen Hinweis auf die Handlung. Allein vom Cover her, würde es mir wahrscheinlich nicht auffallen und für ein näheres Hinsehen animieren. „Die beiden können einem bis auf die Seele schauen und dann so fürchterlich schlaue Dinge sagen, die einen dazu bringen, etwas zu ändern.“ Mein Fazit: Ein bewegender und ereignisreicher Roman, der im Grunde Neugierde auf die Vorgänger erweckt und wo man auch im Nachhinein gerne wieder mehr aus der Zukunft erfahren möchte. Das eigene Glück kann man nur selbst finden, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und sich darauf auch einlässt. Egal was andere denken, mach was sich gut anfühlt und leben deinen eigenen Traum.