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tintensturm

Posted on 2.6.2023

"Das Erbe von Eis und Rauch" ist mein erster Roman von Jenny Pieper und ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht bin. Ich bin die Lovelybooks Leserunde auf den Roman aufmerksam geworden und bin so auch erst auf die Autorin aufmerksam geworden. Die Geschichte hat mich recht schnell mitgerissen. Vor allem die Charaktere fand ich sehr spannend. Im Mittelpunkt steht Myrrah, die sich als Ungezeichnete gegen das Klassensystem von Soror wehrt, welches nur Magierinnen und Magier respektiert. Als "Ungezeichnete" verweigert sie die Prüfung, welche feststellt, ob Magie in ihr schlummert. Leider ist Myrrah jedoch mit einem Fluch belegt, der eines ihrer Beine betrifft und ihm ein Eigenleben verleiht - ihr Fluch macht Myrrah zu einem Sonderling, für uns aber zu einer außergewöhnlichen Heldin, die ganz andere Hürden überwinden muss, um ihr wahres Potential zu entfalten. Besonders Gent, der Lehrmeister, der gemeinsam mit Myrrah und ihren Gefährten auf eine wichtige Mission aufbricht, hat mir als Charakter sehr gut gefallen. Gerade ihre Entwicklung im Rahmen des Romans fand ich sehr lesenswert und spannend. Ohne zu viel zu verraten, fand ich, dass der Roman sehr gut mit den Motiven gut und böse gespielt hat, da er aufzeigt, dass eine Gruppe Menschen, die für das Gute stehen soll, nicht zwangsweise gut sein muss, während auch die klassischen "Bösen" nicht immer böse sind... hier hat Jenny Pieper uns Lesende bewusst ein paar Mal in die Irre geführt, sodass wir nicht mehr recht wussten, wem wir denn nun trauen können. Auch das Thema Eifersucht und Gier spielen eine zentrale Rolle im Roman. Der Roman hat für mich jedoch auch kleinere Schwächen aufgewiesen, u.a. das World Building, welches ich mir noch ein wenig besser ausgearbeitet gewünscht hätte. Beispielsweise erfahren wir, dass es zwei Gottheiten gibt, die von den Hexern in die Prägung verbannt wurden, doch wir erfahren recht wenig über die Zeit vor der Verbannung oder die Entstehung der Magie. Zudem fand ich es anfangs etwas schwierig in das Magie- und Klassensystem des Romans einzutauchen, da mir nicht ganz klar war, welche Flüche oder Schatten selbstverschuldet waren (haben die Cadere die Prägung absichtlich berührt?), und welche mit der Magie kamen (sind die Gesetzlosen so geboren oder kamen die Schatten durch eine Vielzahl böser Taten?). Wir bereisen auch vier unterschiedliche Länder in Soros und hier hätte ich mir manchmal a.) eine Karte und b.) eine etwas detailliertere Beschreibung der Umgebung gewünscht. Kleinere Logikfehler (wieso wurden die Anfänger auf so eine wichtige Mission geschickt?) konnte ich mit der Auflösung gegen Ende sogar akzeptieren. Insgesamt ist es aber ein wirklich toller Auftakt, der mir sehr gut gefallen hat. Vor allem der Cliffhanger am Ende und die turbulenten Ereignisse haben mich schnell dazu motiviert, dass ich am liebsten sofort den zweiten Teil lesen möchte.

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