anne_hahn
Der Tanzende - Das Buch für Clubgänger und Tanzsüchtige "Ich ging jeden Freitag- und Samstagabend ins La Plage. Unter der Woche arbeitete ich im Bodymax und wartete aufs Wochenende." Zwischen 1998 und 2019 tanzt Arthur. Auf 206 Seiten folgen wir ihm dabei. Wie er das Tanzen in seinem Stammclub einer französischen Provinzstadt lernt, sein Dasein danach ausrichtet, den Wochenenden entgegenharrt. Schönheit der Moves, Einklang der Masse, Fliegen im Sound. Sonst passiert nicht viel in diesem leisen, eindringlichen Roman, der uns durch das Leben des Tanzenden begleitet. Nach "Hitze", dem gefeierten Erstling des französischen Autors Victor Jestin, begibt dieser sich nun in die Welt der Nacht, des Clubs. Man glaubt den Schweiß zu riechen, das Wummern der Bässe zu spüren und freut sich an der Bewunderung, die Arthur zuteil wird. Lässt sich mit ihm feiern und fürchtet den Morgen, die Woche. Eine Beklemmung, die allmählich auf den Lesenden überspringt. Immer wieder unterbrochen von den Glücksmomenten des Tanzes. "Beim Tanzen ordnete sich das Leben, unterwarf sich den Regeln von Rhythmus und Bewegung und der Logik von Unterbrechungen; es war wie eine riesige Quadrille, und über all das, was ich draußen nicht beherrschen konnte, legte sich ein vertrauter Filter." Der Roman endet jedoch nicht in einer Katastrophe, in keiner Beengung des Helden. Er bleibt ihm und der Hommage des Tanzens treu, Ausgang offen. Es ist beglückend, an der Hand Arthurs aus diesem Tanz-Report geschubst zu werden. Eines Morgens in der Gegenwart erwachen wir in einer Bar mit Tresen, Tischen, Fernseher und einer Handvoll Gästen nebst Wirtin, die auf dem Handy den Song "I Wanna Dance with Somebody" von Whitney Houston auswählt und Arthur zum Tanz auffordert. "Ich zögere, ob ich ihre Hand ergreifen soll. Morgens habe ich noch nie getanzt. Doch einen Versuch ist es wert. Wenn man es recht überlegt, gibt es dafür eigentlich keine bestimmte Zeit. Sie zieht mich in die Mitte der Bar. Ihr Körper ist warm. Er legt sich lose an meinen. Das ist alles. Ich fühle mich wohl. Ich bin nicht allein. Man ist nie allein, wenn man mit jemandem tanzt."