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magineer

Posted on 31.5.2023

Ein queeres Abenteuer! Aiden Thomas hat sich ganz still und heimlich zu einem der bedeutendsten modernen Young-Adult-Autoren gemausert, und das ist durchaus beachtlich. Nach dem schon wirklich ausgefeilten "Cemetery Boys" begibt er sich in "SOL" auf eine Reise in die südamerikanische Mythologie und schafft es mit Leichtigkeit, diesem Sujet noch neue Sichtweisen zu entlocken. Klar, beginnen wir mit dem Elefanten im Raum: Ja, "SOL" ist ein queeres Jugendabenteuer. Das fällt zu Beginn, speziell in der deutschen Version, natürlich stark auf, weil Thomas' non-binäre Pronomen im Deutschen oft noch hilflos und ohne genau geregelte orthographische Struktur im Raum stehen (und manch unbedarfter Leser vielleicht schon an ein Versehen des Lektors glauben mag). Ist man darüber erst einmal hinaus (spätestens nach dem fantasievollen Prolog), entfaltet die Welt von "SOL" ihre völlig eigene Magie - weil sie eben nicht Diversität in den Mittelpunkt der Geschichte stellt, sondern sie völlig selbstverständlich in ihr World Building einfließen lässt. Hut ab dafür, denn so unverkrampft muss man das erstmal können! Aber auch jenseits dieses (durchaus streitbaren) Story-Elements kann Aiden Thomas mit einem leichtfüßigen Stil überzeugen, der sich mühelos ins Young-Adult-Genre einfügt. Seine epische Geschichte von göttlichen Wettstreiten und Coming-of-Age-Kräftemessen borgt sich Einflüsse aus den "Hunger Games" und aus "Percy Jackson", bleibt dennoch immer dicht am Leser und erschafft für sich selbst eine Eigenständigkeit, die nicht beim Protagonisten endet, sondern alte Mythen neu interpretiert, geschickt Handlungsstränge so miteinander verwebt, dass sie das Publikum bei der Stange halten und mutig eine gleichzeitig utopische und scheinbar längts vergangene Welt kreiert, in der Abenteuer noch groß geschrieben wird. Fürs jugendliche Zielpublikum wie geschaffen - und ein absoluter Triumph als Geschichtenerzähler!

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