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gwyn

Posted on 29.5.2023

Die Welt der Vögel steckt voll ungeahnter Talente! Manche Vögel legen außergewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag! Dieses Buch nimmt mit auf eine Reise rund um den Globus, zu gefiederten Meistertänzern, lauten Plappermäulern und begnadeten Schauspielern. Man erfährt, wie die Rothuhnmutter hungrige Füchse austrickst und die Schnepfe tagelang ohne Pause fliegen kann, dass der Honiganzeiger mit Menschen zusammenarbeitet, um an seine Leibspeise zu kommen, und vieles mehr. Ein Vogel ist eben nicht einfach ein Vogel. Der Anfang: «Schließ die Augen, breite die Arme aus und stell dir vor, sie wären die weiten, majestetischen Schwingen eines Vogels. ...» Das Sachbilderbuch ist klasse, denn es stellt interessante Arten mit ihren Eigenarten dar. Wir lernen viel über verschiedene Verhaltensweisen und Charakteristika von Vögeln und welchem Zweck sie dienen. Genau darum ist es ein prima Kinderbuch für naturinteressierte Kinder. Was dem Buch nicht gelingt, ist, sich in einen Vogel hineinzuversetzen, mit seinem Blick die Welt zu sehen. «Du bist ein Vogel.» Es gibt hin und wieder die Aufforderung: «Stell dir vor ...». Aber das funktioniert nicht. Denn jeder Vogel wird als Sachtext vorgestellt: Der Lebensbereich wird abgebildet, die spezielle Eigenart der Vogels. «Der Vogel erzeugt einen Knall, indem er seine Flügel dreimal schnell an seinen Schwanzfedern reibt, so dass es klingt, als würde eine Pistole loslegen.» Sachtext. «Der kuriose Fettschwalm, auch Guácharo genannt, nistet in den stockfinsteren Höhlen Südamerikas ...» Alles prima beschrieben aus Menschensicht. Nur das Gefühl, sich in den speziellen Vogel hineinzuversetzen, bleibt außen vor. Dazu hätte man ein Du verwenden müssen und Emotionen: Du hörst, siehst ... du gibst schrille, kickende Laute von dir, um dich am Echo zu orientieren – in der Art. Sachinformation und sich gleichzeitig in etwas hineinzuversetzen, kann nicht funktionieren. Aber das macht nichts. Und das nur am Rand, denn das sollte ja Ziel des Buchs sein. Das Ziel, die fantastische Artenvielfalt vorzustellen, ist gelungen. Und was würde vielleicht passieren, wenn das Kind vom Hochbett den fallenden Flug des Wanderfalken imitieren wollte ... Verspielte Raben, die im Winter den Berg hinunterrodeln, Aras, die gern Geräusche und Stimmen ihrer Umgebung imitieren, Schwäne, die ihr Gebietsrecht sehr ernst nehmen und verteidigen, Flötenkrähenstare (mal nachsprechen!), die in Australien jeden Morgen genau zehn Minuten lang im Chor singen, das Brüten der Pinguine, Enten mit dem Doppelblick, die feinen Ohren der Kauze, der magische Kompass des Rotkehlchens, warum heißt ein Vogel Honiganzeiger?, die gute Tarnung der Nester der Schwanzmeise – es gibt hier eine Menge zu entdecken. Der Ornithologe Tim Birkhead erklärt kindgerecht mit teils poetischen Einschüben die Vielfalt der Vogelwelt. Und Catherine Rayner hat in wundervollen Aquarellen das Kinderbuch illustriert. In warmen Naturtönen fängt sie die Vögl lebensnah ein. Der Hanser Verlag gibt eine Altersempfehlung ‎ ab 8 Jahren, das passt für mich. Ich denke, interessierte Kinder können ab 6 Jahren bereits etwas mit dem Stoff anfangen, der Text besitzt viel Empathie und ist einfach in der Tonalität gestaltet. Empfehlung! Tim Birkhead ist ein international anerkannter Ornithologe, emeritierter Professor der University of Sheffield und Mitglied der Royal Society. Als Dozent und Autor wurde er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem von der Zoological Society of London. Aus der Vogelperspektive (Hanser 2023; Illustrationen: Catherine Rayner) ist sein erstes Buch für jüngere Leserinnen und Leser. Catherine Rayner ist eine preisgekrönte Autorin und Illustratorin. Sie studierte am Edinburgh College of Art und zeichnet Tiere, seit sie einen Stift halten kann. Ihre Kunstwerke stellt sie in Galerien auf der ganzen Welt aus.

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