Profilbild von Fina

Fina

Posted on 18.5.2023

Gestaltung: Im Englischen gibt es zu der Geschichte zwei Varianten (UK und US), die sehr unterschiedlich aussehen. Die deutsche Covergestaltung ist fast 1:1 aus UK übernommen wurden, und gefällt mir aufgrund ihrer Schlichtheit sehr gut. Dafür ist das US-Cover aussagekräftiger, was die Figuren angeht, unsere Protagonistinnen Viv und Tandri sind hier abgebildet. Für mich haben beide Ausgaben ihren Charme, ich bin mit der deutschen Variante sehr happy. Details, wie die Speisekarte des Kaffeehauses auf der Innenklappe, haben das Lesevergnügen bereichert. Darum geht's: Ork Viv hat die Nase gestrichen voll von der Kopfgeldjagd und macht sich auf, ein völlig neues Leben zu beginnen. In Thune findet sie den perfekten Standort für ihr eigenes Kaffeehaus. Lange steht sie nicht alleine da, denn nach und nach lernt sie immer mehr Freunde kennen, die ihr helfen das Kaffeehaus zu eröffnen, und zu ihrer Familie werden. Gäbe es da nicht den Feind im Verborgenen, der etwas ganz bestimmtes von Viv haben möchte... Idee/ Umsetzung: Ich bin keine Leserin von epischer Highfantasy a la "Herr der Ringe", weshalb mich Orks und Gnome als Figuren dieser Geschichte im ersten Moment abgeschreckt haben. Doch ich habe schnell gemerkt, dass epische Kämpfe und Schlachten überhaupt nicht der Kern der Geschichte sind. Wir begleiten Viv auf ihrem Weg nach Thune und bekommen mit, wie schwierig es am Anfang ist, dort Fuß zu fassen und das Kaffeehaus zu eröffnen. Die witzige Ausgangssituation: In dieser Gegend kennen die Menschen und Wesen keinen Kaffee, sodass Viv eine echte Marktlücke entdeckt hat. Allein dieser Fakt hat für einige Schmunzler gesorgt. Neben Orks, so wie Viv einer ist, begegnen wir ganz unterschiedlichen Fabelwesen. Servicekraft Tandri ist ein Succubus, was ebenfalls seine Besonderheiten mit sich bringt. Ansonsten ist von Gnomen, über Feen, bishin zu Rattenmännern alles dabei. Ich habe diese Vielfalt sehr genossen und hätte mir an der ein oder anderen Stelle noch mehr Beschreibung der Wesen gewünscht, um ihre Optik und Eigenheiten zu erfassen. Allein diese Grundidee der Geschichte zeigt bereits, wie kreativ und anders "Magie und Milchschaum" ist. Die Grundidee von cosy Fantasy, eine alltägliche Geschichte mit magischem Anteil zu erzählen, hat Travis Baldree für mich hier perfekt umgesetzt. Genau durch diese balancierte Mischung ergeben sich erst einige humorvolle Situationen und ganz viel Herzenswärme für die Charaktere und das Kaffeehaus. Schreibstil: Der Schreibstil der Geschichte ist sehr locker, sodass ich das Buch innerhalb kurzer Zeit durchgesuchtet habe. Obwohl handlungstechnisch gar nicht so viel passiert (es geht hauptsächlich um den Aufbau und Betrieb des Kaffeehauses, die Herausforderungen und Gäste), wollte ich immer wissen, wie es weitergeht, da die Figuren so liebenswert und besonders sind. Spannung wird vor allem dadurch erzeugt, dass Viv ein Geheimnis hat, das erst nach und nach seine Wirkung entfaltet. Dadurch ergeben sich Konflikte mit Gegenspielern, die es für Viv mit der Unterstützung ihrer Freunde zu bewältigen gilt. Aus den Rezensionen der englischen Ausgaben habe ich entnommen, dass das Buch voller Wortwitz ist. Das kann ich bei der deutschen Ausgabe eher weniger bestätigen. Dennoch ist die Übersetzung in meinen Augen gut gelungen, da es sich sehr leicht und schön lesen lässt. Figuren: Kommen wir zu den Charakteren, dem wichtigsten Element der Geschichte. Obwohl Viv anfangs sehr brutal und "bollerig" rüberkommt, entdecken wir als Leser recht früh ihre verletzliche und warme Seite. In der Truppe aus Kopfgeldjägern war Gewalt bisher ihre Sprache, und durch das Kaffeehaus lernt sie erstmals, was Zusammenhalt und Güte bedeutet. Tandri kommt ebenfalls früh in die Geschichte hinein, und baut gemeinsam mit Viv und dem Schreiner Cal das Kaffeehaus auf. Allein dieses Dreiergespann empfand ich als besonders - alle haben ihre Eigenheiten und sind sehr unterschiedlich, doch arbeiten wunderbar zusammen. Vivs Team wird nach und nach erweitert, ebenso wie das Sortiment des Kaffeehauses. Und auch einige Gäste spielen eine übergeordnete Rolle, in dem sie Vivs "gefundene Familie" erweitern. Jede Figur in diesem Buch ist ganz individuell gezeichnet und alle sind etwas schrullig, was hervorragend zu der wilden Mischung aus Highfantasy-Wesen und dem Kaffeehaus passt. Eine ganz zarte queere Liebesgeschichte wird hier angedeutet und gut dosiert eingewoben. Mein einziger Kritikpunkt ist hier, dass ich gerne noch länger bei einigen Figuren geblieben wäre, um sie noch tiefgründiger zu verstehen und kennenzulernen. Dafür hätte die Geschichte gerne 100 Seiten mehr haben dürfen. Ende: Das Ende war sehr überraschend für mich, ich wusste gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Hier passiert dann plötzlich sehr schnell sehr viel, da hätte sich der Autor gerne mehr Zeit lassen dürfen. Ich wurde trotz einem Schreck kurz vor Ende sehr glücklich aus dieser Geschichte entlassen. Nur ein kleines bisschen traurig, dass das Abenteuer mit Viv schon vorbei ist. Doch ich habe entdeckt, dass im Englischen für November ein Prequel angekündigt wurde ("Bookshops & Bonedust"), der hoffentlich auch ganz bald auf Deutsch erscheint. Fazit: Fans von cosy Fantasy-Geschichten, wie den Büchern von T. J. Klune, sollten "Magie und Milchschaum" schleunigst bei sich einziehen lassen. Die Geschichte von Ork Viv und ihrem Kaffeehaus ist herzerwärmend und zum Wohlfühlen gemacht. "Found Family" Liebhaber werden auf ihre Kosten kommen, ebenso jeder, der gerne von besonderen und ungewöhnlichen Figuren liest. Ich habe die Charaktere absolut ins Herz geschlossen und freue mich auf den 2. Band.

zurück nach oben