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bookeater

Posted on 3.5.2023

„Warum gehe ich mit der Zeit, und du bleibst einfach stehen? Ich habe keine Antwort darauf. Hast du eine? Sie würde mich wirklich interessieren. Denn die Linie, die uns beide trennt, durchquert das ganze Land.“ S. 128. Zwei „alte“ Freunde, die sich streiten über Themen, die unser aller Gemüter erregen: Gendersprache, Klimawandel, Demokratiemüdigkeit, alte weiße Männer, Cancel Culture, etc. Die Protagonisten kommen aus unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und scheinen keinen gemeinsamen Nenner zu finden. Beide Personen beanspruchen für sich die Deutungshoheit. Absurderweise kommen sie sich trotz der unterschiedlichen Positionen im Laufe des Buches emotional näher und stützen sich gegenseitig bei der Bewältigung ihren alltäglichen Probleme. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Die Auseinandersetzung der Beiden zeigt, wie weit wir in den Positionen gesellschaftlich auseinander gedriftet sind und warum viele von uns da einfach nicht mehr mitkommen. Im Buch sehr schön veranschaulicht am Beispiel des „Dreadlock-Verbotes für Biodeutsche da kulturelle Aneignung“. Man reflektiert nochmal die eigene Position und setzt sie ins Verhältnis zu den Extremen. Die Handlung, die sich aus Emails und WhatsApp Nachrichten ergibt, ist zudem spannend und enthält einige unerwartete Wendungen. Das Buch hat leider auch Schwächen. Es werden zum Einen viele Klischees untergebracht: Der cholerische Ossi namens Ronny mit Alkoholproblem. Theresas durchtrainierter Ehemann, von Beruf KFZ Mechaniker, der ihr wenig Verständnis für ihren Job als Öko-Milchbäuerin entgegenbringt. Und selbst der letzte Hinterwäldler sollte inzwischen mal von einem Küchengerät namens Thermomix gehört haben. Zum Anderen empfand ich die verwendete Sprache intellektuell zu abgehoben. Sehr schade, weil man dadurch gerade nicht die Leserschar, die sich noch in den „Zwischen Welten“ befindet, mitnehmen wird. Trotzdem klare Leseempfehlung aufgrund der Streitkultur, in der wir heute leben. Macht nachdenklich.

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