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Sofia :)

Posted on 3.5.2023

Vielen lieben Dank an den Droemer-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars! Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider. Aufmachung: Das Taschenbuch hat das gleiche Cover wie das Hardcover und das wiederum hat der deutsche Verlag von Canongate Books übernommen. Das finde ich ja immer schön! Man sieht ein weißes Gebäude, das nach oben hin offen ist und das von innen mit Regenbogenfarben beleuchtet zu sein scheint, links daneben läuft eine kleine weiße Katze. All das spielt sich vor einem dunkelblauen Hintergrund ab, der in den oberen zwei Dritteln mit weißen Punkten gesprenkelt ist, von denen einige Glitzern. Das Ganze soll eindeutig einen Nachthimmel darstellen, was zur Mitternachtsbibliothek natürlich sehr gut passt. Dass die Bibliothek oben offen ist, und auch die Katze finden sich im Inhalt wieder. Das Cover ist definitiv ein Hingucker! Meine Meinung: Nur anhand des Klappentextes hätte ich das Buch wohl nicht ausgewählt, da es im ersten Moment dadurch, dass erwähnt wird, dass die Protagonistin sich bereits zu Anfang der Geschichte das Leben nimmt, ja doch sehr düster klingt. Aufgrund der vielen begeisterten Stimmen habe ich mich dann aber trotzdem dazu entschieden, „Die Mitternachtsbibliothek“ zu lesen. Und darüber bin ich sehr froh, denn sonst hätte ich jetzt nicht ein neues Lieblingsbuch! So ganz, was ich hier in dieser Rezension schreiben soll, weiß ich noch gar nicht. Ich habe jetzt einfach angefangen, in der Hoffnung, dass mir im Schreibprozess einfällt, was ich zu dem Buch sagen soll. Am liebsten würde ich euch einfach dieses Gefühl übertragen, das mir dieses Buch beim und auch nach dem Lesen vermittelt hat, da ich schlicht nicht weiß, wie ich es beschreiben soll, aber das geht natürlich nicht. „Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Buch, das im ersten Moment so unscheinbar wirkt, dann aber mit jedem Wort mehr berührt und tiefer geht. Matt Haig schreibt hier mit so einer unfassbar puren, reinen Wahrheit, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann, dass das Buch ins Herz geht. Das liegt zum einen ganz klar an dem poetischen, bildhaften Schreibstil des Autors, der so viel zwischen den Zeilen aussagt und mit so wenigen leisen Worten so viele laute Wahrheiten erzeugt. Er schafft es, dem Leser völlig neue Perspektiven auf die einfachsten, aber auch auf die schwierigsten Aspekte im Leben zu eröffnen. Man denkt über Dinge, über die man sich auch sonst den Kopf zerbricht, intensiv nach, aber aus einem anderen Blickwinkel, und gelangt so zu anderen Schlüssen und neuen Wegen. Zugleich bringt einem Matt Haig dazu, über die Aspekte nachzudenken, die einem so vorher noch gar nicht in den Sinn gekommen sind. Das führt dann wiederum zu neuen Fragen, neuen Antworten und neuen Sichtweisen. Was „Die Mitternachtsbibliothek“ aber gerade so besonders macht, ist, dass man auf das Leben im Ganzen einen ganz anderen Blick bekommt. Das, was man vorher vielleicht für selbstverständlich oder alltäglich gehalten hat, bekommt beim Lesen dieses Buches einen besonderen Glanz. Man lernt, die Dinge anders wertzuschätzen. Gleichzeitig betrachtet man die Dinge weniger persönlich, die einem vorher sehr nahegingen und die einen vielleicht sogar eingeengt oder blockiert haben, sondern sieht sie aus der Vogelperspektive mit etwas mehr Distanz. „An der Natur teilzuhaben, bedeutete, auch am Überlebenswillen teilzuhaben. Wer zu lange an einem Ort verweilt, vergisst die riesige Ausdehnung der Erde. Er verliert das Gefühl für die Dimension dieser Längen- und Breitengrade. So wie es wohl auch schwierig ist, ein Gefühl für die ungeheuren Dimensionen innerhalb des menschlichen Bewusstseins zu entwickeln. Spürt man diese Dimensionen jedoch, nachdem sie einem offenbart wurden, keimt Hoffnung auf, ob man will oder nicht, und haftet so hartnäckig am Menschen wie Flechten an einem Felsen.“ (S. 156/320) Der Autor schafft es, das Einfache schön aussehen zu lassen, und das Schwierige weniger beängstigend. Dass ihm das mit ein paar Tausend Worten auf 320 Seiten gelungen ist, ist einfach nur bemerkenswert. Dabei hilft ihm auch die Protagonistin Nora Seed. Man lernt sie anfangs als verzweifelte junge Frau kennen, die keinen anderen Ausweg mehr sieht, als ihrem Leben ein Ende zu bereiten. In der Mitternachtsbibliothek trifft sie dann auf Mrs Elm, eine Bibliothekarin, die ihr als Kind bereits durch eine sehr schwierige Zeit geholfen hat, und die ihr jetzt erneut Anstöße gibt, zu sich selbst zurückzufinden und in Bezug auf die Perspektiven auf das Leben den gleichen Prozess zu durchlaufen, wie der Leser. „‚[…] Und selbst wenn du selber ein Bauer wärst – vielleicht sind wir das ja alle –, solltest du nie vergessen, dass ein Bauer die magischste aller Figuren ist. Er mag klein und gewöhnlich wirken, ist es aber nicht. Denn ein Bauer ist niemals nur ein Bauer. Ein Bauer ist eine Königin im Wartestand. Du musst nur eine Möglichkeit finden, weiter vorzurücken. Feld um Feld. So kannst du auf die andere Seite gelangen und großen Einfluss gewinnen.‘“ (S. 211/320) Die Entwicklung, die Nora dabei im Laufe der Geschichte durchmacht, zeigen sich dabei vor allem in der Art und Weise, wie ihre Gespräche mit Mrs Elm verlaufen. Aber natürlich tragen auch die Erfahrungen, die sie in ihren unterschiedlichen Leben macht, dazu bei. Bei jedem neuen Leben merkt man anhand dessen, wie sie auf ungewohnte Situationen reagiert, wie schnell sie aufgibt oder wie intensiv sie kämpft, dass sie einen Lernprozess durchläuft und ihr Charakter sich entwickelt. Als Figur wird sie dadurch besonders greifbar. Selbst wenn der Leser sich nicht in der gleichen Situation befindet wie Nora, kann man ihre Situation dennoch gut nachempfinden und sich hervorragend in sie hineinversetzen. Matt Haig erzählt von ihr aus der dritten Person, trotzdem kreiert er eine so intensive Nähe zu seiner Protagonistin, dass es fast so ist, als würde man sich selbst in der Mitternachtsbibliothek befinden und als würde man selbst in die unterschiedlichen Leben der Nora Seed schlüpfen. Das Buch spricht die sehr philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens an. Wie der Autor das in seiner Geschichte mit der Idee der Mitternachtsbibliothek verwoben hat, hat mir sehr gut gefallen! Ursache und Wirkung spielen hier eine Rolle; es wird immer wieder deutlich, dass die kleinste, am unwichtigsten erscheinende Entscheidung große Auswirkungen haben kann, nicht nur auf das eigene Leben, sondern auch auf die Leben der Mitmenschen. Gleichzeitig wird auch hervorgehoben, dass man Manches einfach nicht beeinflussen kann, dass man Manches hinnehmen muss, wie es ist, und dass einen Reue dann im eigenen Leben aufhalten kann. Neben dem philosophischen Aspekt integriert Matt Haig auch eine wissenschaftliche Komponente in seine Geschichte. Er spricht von Quantenphysik, von Universen, die parallel gleichzeitig bestehen, in denen zugleich alles möglich ist – wie Schrödingers Katze, die in der Schachtel, solange sie zu ist, gleichzeitig tot und lebendig ist. Neben der Mitternachtsbibliothek, die nach eigenen Regeln spielt und in der Zeit niemals vergeht, neben der Möglichkeit für Nora, alle ihrer möglichen Leben auszuprobieren, stellt der Autor mit diesem Aspekt einen starken Kontrast her. Er stellt Transzendenz und Wissenschaft, Traumwelten und Realismus gegenüber, wobei er beides als wahr darstellt und es dem Leser überlässt, wie die Geschichte zu interpretieren ist. Bemerkenswert ist, dass man als Leser dabei nicht groß darüber nachdenken muss. Der Autor entführt einen in seine Geschichte, spielt mit Metaphern, sprachlichen Bildern und Kontrasten, und diese Gedanken über den Sinn dahinter kommen einem ganz natürlich. Matt Haig erzeugt mit seiner „Mitternachtsbibliothek“ vor allem eins: Hoffnung. „Interessant, dachte sie, was für völlig neue Perspektiven einem das Leben manchmal schenkt, wenn man nur lange genug wartet.“ (S. 311/320) Fazit: „Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein großartiges, philosophisches, poetisches Werk, das einen mit einer Natürlichkeit, die man gar nicht bemerkt, zum Nachdenken anregt, und dabei tief berührt und lange nachhallt. Die Gefühle, die ich beim und nach dem Lesen hatte, kann ich nicht beschreiben. „Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Buch, das im ersten Moment so unscheinbar wirkt, dann aber mit jedem Wort mehr berührt und tiefer geht. Matt Haig schreibt hier mit so einer unfassbar puren, reinen Wahrheit, dass man sich gar nicht dagegen wehren kann, dass das Buch ins Herz geht. Dabei schafft er es, die eigene Perspektive auf das Leben so zu verrücken, dass das Einfache schön aussieht und das Schwierige weniger beängstigend. Ganz große Leseempfehlung! 5/5 Lesehasen.

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