sophiesyndrom
Das Buch war letzten Endes doch ganz schön gut. Zwischendurch wusste ich manchmal nicht so richtig, wohin die Geschichte führt, da manche Dinge angeteasert wurden, die dann doch eher nebenher liefen und nicht so gewichtet wurden, wie ich vermutet hatte. Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, waren die Themen, die ich erwartet hatte: erste große Liebe, New York-Vibe der 70er Jahre gepaart mit Spannung aufgrund des Blackouts und des umherstreifenden Serienmörders. Es war ein Mix, der eindeutig mein Interesse geweckt hatte. Auch mochte ich Atlas' Schreibstil von Beginn an. Irgendwie war er so eigen, detailliert und ausschweifend, mit einer Erzählfigur, die durch Rückblenden, Voraussagen oder Kommentaren die Geschichte noch einmal auf eine ganz andere Weise prägte. Ab Mitte des Buches war mir dann klar, dass Blackout und Serienmörder eigentlich nicht so sehr im Fokus standen, wie ich gedacht hatte. Es waren eher Rahmenbedingungen, in denen die eigentlichen Themen dieser Geschichte verarbeitet wurden. Besonders standen hier zwischenmenschliche Beziehungen im Mittelpunkt. Dabei wurden zwar überwiegend die Figuren David und Juliet in den Blick genommen, aber auch die Mitglieder der zwei Familien und auch andere Figuren wurden näher beleuchtet, was die Handlung etwas komplexer gestaltete und die Geschichte interessant machte, da man sie aus vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachten konnte. Dass die Geschichte teilweise recht ernste Züge annimmt, merkt man bereits auf den ersten Seiten, als deutlich wird, dass David die Diagnose Krebs erhalten hat und nicht mehr lange zu leben hat. Auf einmal sieht er sich mit einer perspektivlosen und zeitlich sehr begrenzten Zukunft konfrontiert, während Juliet, seine Freundin aus Kindheitstagen, wie es scheint alle Wege offenstehen. Ihre Freundschaft verändert sich, Juliet entfernt sich immer weiter von ihm, während David sich das Ziel setzt, ihre Liebe für sich zu gewinnen. Während Juliet sich - manchmal sehr naiv - in neue Erfahrungen stürzt, nimmt Davids Verhalten gegenüber Juliet teils toxische Züge an. So entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz andere Dynamik, die vielleicht beide so gar nicht gewollt haben. Zwischendurch ist das Buch ganz schön hart. Manche Szenen zu lesen, war wirklich schwer und ich musste noch längere Zeit über dieses Buch nachdenken, weil ich erst nicht so recht wusste, wie ich es für mich bewerten sollte. Positiv eingenommen, hat mich aber besonders das Ende, da ich es wichtig fand, dass traumatische Erfahrungen, von denen die Geschichte unter anderem erzählt, eine Verarbeitung finden.