sophiesyndrom
Auch wenn sich die Geschichte vom Schreibstil flüssig lesen ließ und die Grundidee bei mir anfangs noch Interesse wecken konnte, konnte mich die weitere Umsetzung nicht begeistern. Leider konnte ich zu keiner der Figuren eine richtige Bindung aufbauen. Mir fehlte es bei den Charakteren an Tiefe und ihre Handlungen erschienen mir oft sehr widersprüchlich, als würden sie nicht der Charakterformung dienen, sondern nur der übergeordneten Handlung. Manches wirkte zu sehr konstruiert und Averys und Hayes Hintergrundgeschichten an vielen Stellen nicht schlüssig genug (speziell wenn man ihr junges Alter im Hinterkopf behält). Besonders Averys Verbindung zu Dorian Mars und der Mafiagruppe ließ sich nicht wirklich nachvollziehen. Ich konnte nicht verstehen, wie sie überhaupt so abrutschen konnte, da ihre familiäre Situation als recht behütet geschildert und die Magiergesellschaft leider zu wenig beleuchtet wurde, um ihren Standpunkt als Außenseiterin so wirklich zu greifen. Aber auch abseits dessen ließ sich nicht wirklich klären, warum sie nach all den Jahren noch so involviert in Dorian Mars Machenschaften ist, wenn sie doch schon seit Ewigkeiten da raus möchte. Besonders Dorian Mars Rolle in der ganzen Geschichte erschloss sich mir nicht. Ich fand es schade, wie sich die ganze Sache um den Hunts Point in der Geschichte zum Ende hin einfach verlaufen hat. So oft wie Dorian Mars erwähnt wurde, konnte man ihn dennoch in keiner Weise als den schrecklichen Mafiaboss erkennen, als den er angekündigt wurde. Er war wie ein Phantom, das über der Geschichte schwebte und doch irgendwie so gar keinen Einfluss hatte. Er wird als Mensch beschrieben, der keine Gnade zeigen würde und Autorität ausstrahlt. Doch seine Mitglieder machen wiederholt Alleingänge und er lässt Avery so viel Freiraum, dass sie einfach so ihre Aufträge fallen lassen und zusätzlich intensiven Kontakt zu der Polizei haben kann, nach dem Motto, sie kommt schon irgendwann zu ihm zurück? Auch das Magiesystem eröffnete am Ende zu viele Fragen und Möglichkeiten, die in meinen Augen nicht richtig vereinbar sind. Um ein Beispiel zu nennen: Hayes ist ein Shield. Shields werden in der Geschichte meines Wissens immer als immun gegen Magie beschrieben. Ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, wo diese Regel irgendwie aufgelockert wird. Jedenfalls kann ich dann nicht nachvollziehen, wie die Erinnerungen von Hayes manipuliert werden konnten oder Avery mit ihrer Magie Einfluss auf ihn haben kann, ohne dass das jemand hinterfragt oder sich darüber wundert. Insgesamt fließen in die Geschichte recht viele Aspekte ein, bei denen ich das Gefühl hatte, sie werden nicht genügend eingeführt oder zu Ende erzählt. Der letzte Abschnitt hatte dabei einiges an Inhalt zu bieten und hielt auch noch ein paar Überraschungen bereit, nur ließ mich davon vieles etwas konfus zurück. Teilweise ergibt der jetzige Wissensstand für mich nicht wirklich Sinn, auch wenn ich weiß, dass natürlich noch ein zweiter Teil folgt, in dem weitere Fragen geklärt werden. Nur erscheint mir manches gerade so widersprüchlich, dass ich nicht weiß, wie das logisch zu lösen ist. Das liegt vor allem daran, dass, wie schon eben erwähnt, die Magiergesellschaft nicht wirklich beleuchtet wird, als dass ich verstehen könnte, wie sich das Zusammenleben unter den Magiern verhält. So wirft vor allem das Ende bei mir solche Fragen auf wie: Stehen die Magier untereinander nicht in Kontakt? Existieren die Märchen und Geschichten über die Toxic-Bösewichte und Narrative-Helden nur im Raum New York? Oder wie konnte Isla die ganze Zeit nicht merken, dass ihr Verlobter kein Narrative ist, wenn die Magiertypen doch an ihrem Geruch erkennbar sind? Haben die beiden nie über ihre Fähigkeiten gesprochen? Insgesamt hat mich das Buch deswegen leider enttäuscht zurückgelassen. Ob ich mich dem zweiten Teil noch annehmen werde, um zu schauen ob und wie sich vielleicht manches noch zusammenfügt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich werde es wohl spontan entscheiden.