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sophiesyndrom

Posted on 1.5.2023

Ich habe zuvor kein Buch von Douglas Stuart gelesen, obwohl ich von dem Erfolg von „Shuggie Bain“ gehört und die Lobeshymnen ein bisschen verfolgt habe. Als ich dann das neue Buch von ihm entdeckt habe, hat der Klappentext sofort mein Interesse wecken können. Ich hatte mich bereits vor dem Lesen auf Herzschmerz eingestellt, allerdings geht der Schmerz in diesem Buch noch viel tiefer, als ich erwartet hatte. Aufgrund des Covers hatte ich tatsächlich vermutet, auf einen etwas älteren Protagonisten zu treffen. Mungo ist jedoch erst fünfzehn Jahre alt und wohnt zusammen mit seiner Schwester und Mutter in einer Wohnung in Glasgow. Sein Bruder Hamish ist berüchtigter Bandenführer und drängt Mungo zunehmend dazu, sich an den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken zu beteiligen. Schnell werden die zentralen Themen der Geschichte deutlich: Gewalt, Kindesmissbrauch und Alkoholsucht – eine Umgebung, in dem man kein Kind aufwachsen sehen möchte. Doch als wäre das nicht schon genug zu ertragen, gibt es in dieser Geschichte noch einen weiteren zeitlich nachgestellten Handlungsstrang, der gleich zu Beginn des Buches eingeführt wird und noch einen viel dunkleren Schleier über Mungos Leben legt. Mungos Mutter schickt ihren Sohn mit zwei fremden Männern für ein Wochenende fort. Mungo soll lernen, was es heißt, ein richtiger Mann zu sein, denn seine Familie befürchtet das für sie Schlimmste: Mungo ist schwul. Douglas Stuart schreibt roh, brutal und detailliert und das ist vermutlich einer mit der Gründe, warum dieses Buch so schwer zu ertragen ist. Die Gewalt, die auf den jungen Mungo einwirkt, macht einen als LeserIn atemlos. Ihm wird nicht zugestanden, eine Kindheit zu haben, geschweige denn, er selbst zu sein. Viel zu viele grausame Menschen nehmen auf das Leben des Jungen Einfluss und man hofft, dass er es schafft, dieser Abhängigkeit, die ihn letztlich bei seiner Familie hält, zu entfliehen. James stellt in diesem Buch in gewisser Weise die personifizierte Hoffnung da, da die Momente die Mungo mit ihm erlebt, ein Lichtblick auf das sind, was ihn erwarten könnte, würde er sich selbst mal ausnahmsweise an erster Stelle setzen. Der Wunsch, Mungo würde auf den Rat von Chickie vertrauen, bleibt auch nach dem letzten Satz der Geschichte bestehen, da der Ausweg am Ende reine Interpretation der LeserInnen bleibt.

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