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R. S.

Posted on 29.4.2023

Ein vielversprechender Roman, der zu viel will TJR weiß es, wie man Romane schreibt, die einen schnell in die Handlung eintauchen lassen, die für Stimmung sorgen und die sich schnell weglesen lassen. Doch leider konnte mich "Malibu Rising" nicht so fesseln wie erhofft. Es ist August 1983 und die berühmten Geschwister Riva geben ihre jährliche Party und Malibu Beach steht in Flammen. Bevor die eigentliche Party Gegenstand der Handlung wird, folgen erstmal Rückblicke in die Vergangenheit. Man erfährt, wie sich die Eltern der Geschwister Riva kennenlernten und wie die dysfunktionale Beziehung zu ihrem berühmten Sänger-Vater zustande kam. Ihr Vater war kaum Teil ihrer Erziehung, er hatte häufige Affären und verließ auch oft die gemeinsame Familie. Ihre Mutter war zwar physisch anwesend ist, die Sehnsucht nach ihrem untreuen Ehemann ließ sie jedoch in die Alkoholabhängigkeit abgleiten. So zieht die älteste Tochter Nina ihre Brüder und Schwestern auf, während ihre Mutter noch lebt. Diese Verantwortung prägt sie in einer Weise, die dazu führt, dass sie keinen Sinn für Selbsterhaltung hat, keinen Sinn für die Pflege ihres persönlichen Raums oder ihrer Gefühle. Alle Kinder haben ein überwältigendes Gefühl des Verlassenseins, aber sie haben einander. Zurück in die Gegenwart von 1983 treten immer mehr Konflikte und unterdrückte Gefühle an die Oberfläche und zusammen mit unerwarteten Besuchen kommt es im Verlaufe der Party zur Katastrophe. Der Anfang beginnt noch vielversprechend. Die Rückblenden in die Vergangenheit sind erzähltechnisch auch die besten Passagen im Buch. Besonders wenn es zum Handlungsstrang in die Gegenwart 1983 und zur Party an sich kommt, verliert sich der Roman in Oberflächlichkeiten und unnötiger Dramatisierung, die in einem vergleichsweise lahmen Ende gipfelt. Anfangs kann die Beschreibung der Geschwister, deren Charakterzeichnung sowie die Beschreibung deren komplexen Familiendynamik noch mit Tiefe überzeugen. Je mehr der Fokus jedoch auf die Party gerichtet wird, desto stärker geht diese jedoch verloren. Zwar ist es ein kluger stilistischer Schachzug, die Party aus verschiedenen Personenperspektiven zu erzählen, doch bleiben so die jeweiligen Personen, aus deren Sicht erzählt wird, enttäuschenderweise sehr blass und oberflächlich. Auch dass der Schwerpunkt auf Drogen, Sex, Alkohol und Schönheit gelegt, führt eher zu einem stereotypen Bild dieser und lässt den erwarteten Schockeffekt ungünstigerweise verpuffen. Des Weiteren fand ich die subtilen Anspielungen auf Charaktere, die in Reids anderen Büchern eine Rolle spielen, etwas zu viel des Guten. Für Fans und wer auf der Suche nach einer leichten und angenehm und atmosphärisch geschriebenen Geschichte über die Stärke des Bandes zwischen Geschwistern vor dem Hintergrund der verlogenen Welt der Reichen und Schönen im sonnigen Malibu ist, der wird Gefallen an "Malibu Rising" von TJR finden. Mehr als eine nette Urlaubs- oder Strandlektüre ist es jedoch nicht.

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