Lena von fuddelknuddels Bücherregal
Jetzt ist Sense hat mich unerwartet gut unterhalten. Der Tod, der sich in Therapie begibt, erinnert inhaltlich und auch vom Titel her ein wenig an Terry Pratchett, und verspricht schon vom Klappentext her ein kurioses Lesevergnügen zu werden. Dass ich aber so mitfiebern würde, dass mich das Buch so einnehmen könnte, hatte ich nicht erwartet und freute mich natürlich. Die Protagonistin Liv ist zwar bereits 50 und damit deutlich älter als die Protagonisten, mit denen ich mich sonst umgebe, aber ich finde, man hat es ihr kaum angemerkt. Sie denkt und verhält sich junggeblieben, auch wenn es natürlich hin und wieder Anspielungen auf ihr Alter gibt, und somit konnte ich mich recht gut in ihr Denken und Handeln einfühlen. Sie ist eine sehr reflektierte und besonnene Person, das gefiel mir. Ich mag es, wenn weibliche Protagonisten so eine Stärke und Geduld innehaben wie Liv. Auch Thanatos ist ein spannender Geselle. Abgesehen davon, dass er natürlich allein deshalb interessant ist, weil er der Tod ist, mochte ich seine Art, seinen Humor, sein Mitgefühl, was man vom Tod auf den ersten Blick gar nicht erwarten würde. Er und Liv haben eine fesselnde Dynamik inne, ich mochte ihre Wortwechsel sehr gern und habe es genossen, ihnen bei ihrer gemeinsamen Reise über die Schulter zu schauen. Was ich am liebsten verfolgt habe, war die Arbeit von Thanatos. Seine Ausführungen zum Sterben, zum Tod allgemein, sein Wissen darüber, wann wer woran stirbt. Das fand ich extrem cool und hätte gern ewig davon weitergelesen. Gerade zum Ende spitzt sich die Situation deutlich zu. Anfangs dachte ich noch, es ginge nur darum, Thanatos' Sorgen zu therapieren, ihn in Liz jemanden finden zu lassen, der zuhört, ihn aufmuntert, ihm den Rücken stärkt. Aber dass es auch Liz an den Kragen gehen könnte, habe ich beim Lesen des Klappentextes geflissentlich übersehen. Ich mochte das letzte Drittel überhaupt nicht unterbrechen und hätte am liebsten alles am Stück verschlungen, wenn das zeitlich unterzubringen gewesen wäre. Der locker-leichte Schreibstil hätte es auf jeden Fall hergegeben. Mein Fazit: Ein unheimlich unterhaltsames Buch mit einer scharfsinnigen Protagonistin, dem Tod höchstpersönlich und einer Portion Spannung, die ich so nicht erwartet hatte. Ganz großes Kino!