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marcello

Posted on 17.4.2023

Bald sechs Jahre ist es her, dass Laura Kneidl mit „Berühre mich. Nicht“ den deutschen Buchmarkt aufgerührt hat und genau so lange fühlt sich der Zeitraum auch an. Ich bin an New Adult durch US-amerikanische Autorinnen herangeführt worden, aber als dann erstmals auch deutsche Autorinnen wie eben Kneidl und zuvor schon Mona Kasten ihre Erfolge feiern konnten, da war das nochmal was anderes und ich umso stolzer, dass sie es geschafft und damit vielen weiteren den Weg geebnet haben. Als nun mit „Vergiss uns. Nicht“ ein dritter Band aus der Reihe angekündigt wurde, da war das Fanherz natürlich glücklich. Auch wenn man sich die Bücher irgendwie auch früher gewünscht hätte, so bin ich immer eine Verfechterin davon, dass Autoren nicht schreiben sollen, was Fans wollen, sondern was ihr Inneres ihnen vorgibt. Zwar ist die ursprüngliche Geschichte von Sage und Luca so schon lange her, aber kaum hatte ich die ersten Seiten von „Vergiss uns. Nicht“ zwischen, da kamen die Erinnerungen wieder hoch, so dass die vergangenen Jahre am Ende dann wahrlich nicht schlimm waren. Ich bin gerne wieder in die Geschwisterdynamik von Luca und April eingetaucht, weil sie doch schon ein Herzstück der ursprünglichen Dilogie war. Die Hinführung zu April war deswegen auch nicht schwer, weil ich mich sofort wieder daran erinnern konnte, wie sehr sie mit ihrer Art auch Sage ein Wohlfühlort geben konnte. An Gavin waren meine Erinnerungen tatsächlich blasser, was sicherlich auch daran liegen mag, dass Kneidl sich auf die weibliche Perspektive verlässt, wir ihn so auch nur durch die Augen von Sage in den ersten beiden Bänden erlebt haben, so dass er nicht ein ganz so dominanter Faktor wie April war. Aber das ist auch nicht schlimm, weil Kneidl schon auch bemüht ist, alle wieder mit der Geschichte abzuholen. Auch wenn Gavin am Anfang der Geschichte nur reduziert eine Rolle spielt, so ist April gedanklich viel bei ihm und es gab so auch mehr Raum, dass sie die gemeinsame Vergangenheit Revue passieren lassen konnte, was dann wiederum auch ihn charakterlich schneller in Position gebracht hat. Da auch nun wieder eine Dilogie beabsichtigt ist, ist das Erzähltempo nicht übertrieben gewählt und das wird also auch insgesamt noch Raum geben, Gavin viel besser kennenzulernen. Was für mich ein wenig der Knackpunkt der Geschichte ist, das sind die Andeutungen zu Aprils erstem Mal, weil ich mir von da aus schon die Geschichte selbst erzählen konnte. Zwar ist meine Meinung, dass New Adult für mich kein Krimi zum Mitraten sein muss, aber hier war es insgesamt doch etwas zu plump, weil es im Grunde mit dem ersten Kapitel klar war. Dennoch hat es über den Leseverlauf hinweg nicht arg gestört, denn der Umgang damit wurde sich für den Cliffhanger aufbewahrt. Die Ausgangslage finde ich auch ehrlich gesagt spannend, weil ich Aprils Gedanken dazu sehr spannend finde, auch wenn ich aus Spoilergründen nicht zu sehr darauf eingehen will, aber angesichts von persönlichen Grenzen, Vertrauen für Intimität etc., finde ich es herausfordernd und auch ungewöhnlich in der Darstellung. Die Geschichte funktioniert für mich auch nur, weil es zwischen April und Gavin in diesem Band stimmt. Es braucht zwar seine Zeit, aber als es einmal losgeht, da merkte ich als Leserin sofort, dass sie an etwas anknüpfen und nicht neu anfangen müssen und diese Vertrautheit, die macht für mich das Thema überhaupt möglich, weil ich so Gavin nichts Schlechtes unterstellen kann. April ist ohne Frage diejenige, die die Geschichte trägt und ich fand auch das Projekt sehr vielversprechend, weil es eine wirklich tolle soziale Idee ist, die über sie viel aussagt. Tatsächlich hätte ich aber auch gerne mehr über das Physikstudium mitbekommen, denn ich mag die angedeuteten Widersprüche aus nerdiger Physik und Modeliebhaberin, da es mit Klischees spielt. In diesem Sinne wäre es noch besser gewesen, mehr zu begreifen, was April an der Physik reizt. Bei Gavin umgekehrt wurde sein Psychologiestudium und sein Interesse daran sehr eindeutig belegt. Aber ich mag es auch, die anderen Figuren zu erleben und sehe da auch noch Potenzial für eine weitere Diologie, aber liebe Laura Kneidl, alles zu seiner Zeit ;-) Fazit: „Vergiss mich. Nicht“ ist eine Fortführung von Laura Kneidls Durchbruch, auf die sich das Warten sicherlich gelohnt hat, denn die erschaffene Welt ist sofort wieder vertraut und mit April haben wir eine sehr sympathische Protagonistin. Auch wenn es gewisse Längen gibt und ein Aspekt zu durchsichtig war, so war ich sehr entspannt in diesem Leseabenteuer und freue mich schon auf den Abschluss.

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