FrauenLesen
Über die Ostertage wollte ich eigentlich die Romane zum „Friedhof der vergessenen Bücher“ von Carlos Ruiz Zafón zu lesen beginnen. Und das aus dem Grund, weil mir so dermaßen das stundenlange Lesen am Stück abhanden gekommen ist. Aber ehrlich gesagt: Wir hatten die Tage strahlenden Sonnenschein, für mich passen da diese Geschichten nicht. Ich lass sie mir doch für den Herbst in den Winter. So habe ich auch noch einige Monate Vorfreude darauf. Stattdessen habe ich mir mal wieder einen Agatha-Christie-Krimi geschnappt: „Die geheimnisvolle Botschaft“. Auch bekannt als „Alter schützt vor Scharfsinn nicht“. Dies ist der 5. und zugleich letzte Band der „Tommy und Tuppence Beresford“-Reihe. Da geht es auf den ersten Seiten auch schon gut um Bücher. Tommy und Tuppence Beresford haben sich nämlich ein Landhaus gekauft und der Dachboden wird als Bibliothek ausgebaut. Aber wie das so ist: Statt zügig einzuräumen, bleibt Tuppence an ihren Kinder- und Jugendbüchern hängen und liest sich oftmals fest. Würde mir nicht anders ergehen. „Mrs. Beresford stellte ,Die Kuckucksuhr‘ wieder ins Bücherregal; sie wählte einen freien Platz im drittuntersten Fach. Alle Molesworth-Bücher standen dort. Sie zog ,Das Gobelinzimmer‘ heraus und hielt es nachdenklich in der Hand. Oder sollte sie lieber ,Die Frau zu den vier Winden‘ lesen? Daran konnte sie sich weniger gut erinnern als an ,Die Kuckucksuhr‘ und ,Das Gobelinzimmer‘. Ihre Finger wanderten die Reihe entlang… Sie kam voran. Ja, sie kam sogar sehr gut voran. Wenn sie nur nicht immer bei ihren alten Lieblingen hängenbliebe und läse! Das war sehr reizvoll, aber sie vertrödelte viel Zeit. Und wenn Tommy abends beim Nachhausekommen fragte, wie es ihr ergangen war, brauchte sie viel Takt und Geschick, ihn daran zu hindern, nach oben zu gehen und nachzusehen, wie die Bücherregale in Wirklichkeit aussahen. Es dauerte eben alles seine Zeit.“ Aber auch Bücher – wahrscheinlich von einem der Vorbesitzer – sind vorhanden. Und in einem dieser Bücher findet Tuppence eine Botschaft – nämlich den Satz: „Mary Jordan ist keines natürlichen Todes gestorben.“ Und schon ist ihre Neugierde erwacht und sie fängt an zu suchen. Die, wenn auch behutsame, Jagd nach der Lösung des Geheimnisses fordert nach kurzer Zeit schon einen Toten: den alten Gärtner. Das zieht Tuppence dann doch ein wenig runter. Aber schon ist eine Horde Kinder da, die Nachforschungen für sie anstellen wollen. Bisher kenne ich nur Agatha-Christie-Bücher mit Miss Marple und Hercule Poirot. Hier nun erlebe ich das erste Mal das Ehepaar Beresford. Ausnehmend gut gefallen mir die Dialoge des Paares. Was ich vor allem meine rauszulesen ist, dass man auf Tuppence besonders aufpassen muss, da sie sich wohl in ihren Recherchen verlieren kann. Und wenn sie sich mal festgebissen hat, scheint sie nicht wieder loszulassen, egal, welche Befürchtungen ihr Mann äußert. Noch dazu scheint sie alle in ihrer Umgebung mit dem Virus Neugierde mitzuziehen. Ob und auf welche Weise das Geheimnis gelüftet wird – lest selbst.