Rebecca
Rezension: „Eine fast perfekte Debütantin“ von Hannah Conrad Das Cover zeigt eine strahlend grüne Wiese in deren hinterem Bereich ein großen Herrenhaus aufragt und in deren Vordergrund der Arm eines Manns um die Hand einer angedeuteten Frau in einem roten Kleid bittet. Darunter bzw. am unteren Rand des Covers wurde der Titel platziert, während man in der linken oberen Ecke eine gezeichnete weiße Blume erkennen kann. Mit dem Titel „Eine fast perfekte Debütantin“ kommen direkt schon leichte Vermutungen auf einen Skandal innerhalb der Handlung auf, denn das Wort ‚fast‘ deutet schließlich darauf hin, dass besagte Dame doch nicht so perfekt zu sein scheint, wie man erwarten würde. Der Klappentext konnte diese Vermutung bestätigen und insgesamt die Frage aufgeworfen, ob ‚perfekt‘ dann überhaupt noch als Bezeichnung verwendet werden dürfte. Naja, wir werden es wohl erleben und uns selbst ein Bild der ‚dramatischen‘ Situation machen können – ich bin äußerst gespannt! Charaktere Johanna von Seybach steht kurz vor ihrem Debut. Da ihre Eltern auf Reisen sind, lebt sie für diese Zeit bei der Familie ihres Onkels und wird dort auf ihre erste Saison vorbereitet. Johanna stammt aus einer gut situierten Familie und findet in ihrer Cousine Isabella schnell eine neue Freundin. Vom Charaktere her ist sie ziemlich eigensinnig und sturköpfig, für ihrer Erziehung sehr locker und unglaublich naiv. Alexander von Reuss ist der beste Freund von Johannas Cousin Maximilian. Da er der einzige männliche Nachkomme in seiner Familie ist, gibt es zuhause viel Streit mit seiner Stiefmutter um das Erbe. Obwohl er eigentlich nicht auf der Suche nach einer geeigneten Frau ist, hat er von der ersten Begegnung an nur noch Augen für Johanna. Alexander ist ein aufrichtiger und empathischer Charakter, der sich selbst immer für das Wohlergehen seiner kleinen Schwester zurückstellt. Schreibstil und Handlung Die „Lilienpalais“-Reihe ist aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers geschrieben, trotzdem erhält man innerhalb des ersten Bandes „Eine fast perfekte Debütantin“ abwechselnde Sichtweisen über die Protagonisten und andere Situationen. Das Pseudonym ‚Hannah Conrad‘ setzt sich insgesamt aus vier deutschen Autorinnen zusammen, wobei ich noch kein Buch von einer von ihnen gelesen habe. Insgesamt haben sie es gut hinbekommen, dass man als Leser die unterschiedlichsten Atmosphärenveränderungen erfassen konnte. Mir persönlich fehlte es der Geschichte allerdings an einigen Dingen, wie z. Bsp. Humor, denn diesen gab es nur in Form von ‚lustigen Unfällen‘, die auf diverse Haustiere zurückzuführen waren. Auch hatte ich das Gefühl, dass es kaum spannende Momente innerhalb der Handlung gegeben hat. Für mein Empfinden plätscherte diese nur so vor sich hin oder oftmals wiederholten sich die belanglosesten Tagesabläufe immer und immer wieder. Insgesamt hat mir auch die deutsche Wortwahl in dieser Regency Romance nicht zugesagt. Es war für mich persönlich einfach unangenehm zu lesen, denn viele Gespräche und Ausdrücke wirkten auf mich ziemlich hart und steif, was bei englischer Regency, die ins Deutsche übersetzt worden sind, nie der Fall ist – zumindest nicht in den Büchern, die ich bisher gelesen habe. Inhaltlich war ebenfalls das deutsche Setting absolut nicht mein Fall, was allerdings, wie weiter oben bereits beschrieben, auch an der Sprache gelegen haben könnte. Alles wirkte auf mich ziemlich steif. Namen klangen unmelodisch und generell scheinen auch die Charaktere alle wesentlich engstirniger und kritischer gezeichnet zu sein als bei den englischen Kollegen. Stellenweise haben mir sogar vereinzelte Nebencharaktere besser gefallen als die Protagonisten der Geschichte. Am allerschlimmsten war für mich allerdings Johannas Großmutter. Sie war die wohl unangenehmste Person innerhalb der Geschichte und glich einem absoluten Drachen. Einfach schrecklich und ich finde, dass ihre Person die Geschichte ziemlich abgewertet hat. Als äußerst fragwürdig empfand ich auch das Verhalten der Gouvernante, die für Isabella und Johanna zuständig gewesen ist. Für die damalige Zeit und die Gegebenheiten der Geschichte war diese unglaublich vorlaut und hat sich so einiges herausgenommen, was auf mich nicht realistisch oder gar authentisch gewirkt hat. Im Hinblick auf die Lovestory zwischen Johanna und Alexander muss ich leider auch sagen, dass diese für meinen Geschmack und vor allem für die restlichen Gegebenheiten der Handlung viel zu viel Erotik enthalten hat, was überhaupt nicht zum steifen Eindruck dieser Regency Romance gepasst hat. Stark aufgeregt hat mich ebenfalls Johannas unglaublich große Naivität gegenüber Männern und Alexanders ständig abwartendes und nicht handelndes Verhalten. Für mich persönlich waren diese beiden Zustände eine ziemliche Qual und haben mir einiges an Lesefreude geraubt. Im Großen und Ganzen bin ich wahrscheinlich mit vollkommen falschen Hoffnungen und Vorstellungen an die Geschichte herangegangen, weshalb ich am Ende umso enttäuschter gewesen bin. Für mich wird es mir der „Lilienpalais“-Reihe definitiv nicht weitergehen, auch wenn das Äußere des Buches unglaublich hübsch gewesen ist und ich die Reihe gerne in meinem Regal stehen hätte. Aber der äußerliche Anschein ist nunmal nicht alles und somit werde ich leider verzichten müssen. Fazit Ich hatte bei dieser Geschichte auf eine Art deutsches ‚Bridgerton‘ gehofft, allerdings musste ich leider feststellen, dass ich selten etwas so Langweiliges gelesen habe. In England spielende Storys sind um Welten spannender und insgesamt ist hier eigentlich Nichts – oder immer wieder nur dasselbe – passiert. Insgesamt traurigerweise einfach ziemlich öde! Bewertung: 2 von 5 Sternen