Profilbild von ninchenpinchen

ninchenpinchen

Posted on 16.4.2023

Was du nicht willst, dass man dir tu … Dieser Debütroman „Morgen und für immer“ von Ermal Meta ist schon heftig. Bei den verschiedenen Schauplätzen wirkt es vom Tempo her fast so, als hätten mehrere Autoren mitgewirkt. Denn den Anfang bis etwa zur Mitte des Buches fand ich ziemlich langweilig, von Cornelius‘ Bemühungen Kajan in Sachen Klavierspiel zu unterrichten, mal abgesehen. Ohne den Gewinn hätte ich hier sicher abgebrochen. Beim Wechsel des Schauplatzes zur DDR kommt dann Spannung auf und das Tempo steigert sich – endlich! „Für alles brauchte man die Erlaubnis der Partei, sogar für die Liebe. Wie mag die Freiheit hier wohl aussehen?“ Seite 306, Kajans Gedanken, gemeint ist mit „hier“ Westberlin. Also hat Kajan hier von der DDR nach Westberlin „rübergemacht“ und wird dann von Agenten nach Amerika ausgeflogen. Dort kann Kajan, der Hauptprotagonist, endlich seine Begabung und sein Können in diversen Jazz-Bands als Pianist unter Beweis stellen. Später gründet er eine Familie mit der polnischen Cellistin Dana, die er in der DDR kennengelernt hat. Meinen Vorrezensenten muss ich insofern Recht geben, dass auch ich die Protagonisten seltsam blass fand und ebenso keinen richtigen Zugang zu ihnen und damit zum Roman fand. Einzig der letzte Teil konnte mich (in negativer Hinsicht, also quasi als Minuslektüre) mitreißen, vermutlich weil dort die Grausamkeiten der Folter, die in allen Einzelheiten genauestens beschrieben werden und die unmenschliche Behandlung der Gefangenen so noch nie von mir in der Literatur erfahren wurden. Ich weiß nicht, ob es in Albanien so schlimm war über die Jahrzehnte ab 1943, wie hier beschrieben. Dagegen erschien ja das Leben in der DDR wie das reinste Zuckerschlecken. Was ich allerdings – zugegeben – nur aus der Ferne vermuten kann. Wenn sogar die Angehörigen oder Freunde der Systemabweichler verfolgt, gejagt und verhaftet wurden und werden. Warum es den jeweiligen Regierenden so gefällt, die ihnen anvertrauten Menschen, bzw. Völker, so zu quälen, wird für mich immer ein Rätsel bleiben. Man könnte vermuten, dass die Herrschenden und ihre willfährigen Schergen zumeist aus Sadisten, Narzissten und Mitläufern bestehen. Die Vordersten, die geldgierig und / oder erpressbar sind und ihre Untertanen energetisch und finanziell aussaugen. „Das Monster atmete noch, aber es lag im Sterben, und bald sollte es ganz verschwinden, an einem schönen Dezembertag, dank der Hände und Stimmen von Studenten, bewaffnet mit Hoffnung und dem Wunsch auf eine neue Zukunft. Wind of Change von den Scorpions sollte auch ihre Hymne werden.“ Seite 508, Albanien nach dem Tod des Diktators und nach dem Fall der Berliner Mauer. Dieser Roman, speziell der letzte Teil, ist nun wirklich nichts für zartbesaitete Leser. Und deshalb geht er auch nicht mehr aus dem Kopf. Warm geworden bin ich mit diesem Buch allerdings nie. Das Lesen hat mir keine Freude bereitet. Fazit: Natürlich ist immer alles Geschmackssache, aber dieses Buch konnte mich nicht überzeugen, wenn ich auch das Cover und das feine Papier wunderschön fand. Blasse Protagonisten an unterschiedlichen Schauplätzen. Teils extrem brutale Schilderungen.

zurück nach oben