schnaeppchenjaegerin
Die Grünen-Politikerin Elisa Strobl-Marinek macht zusammen mit ihrer und einer befreundeten Familie Urlaub in einem Ferienhaus in der Toskana. Ihre Tochter durfte eine Mitschülerin mitbringen, die 14-jährige Aayana, ein Flüchtlingsmädchen aus Somalia, das seit zwei Jahren in Österreich ist. Schon am ersten Urlaubstag kommt es zu einem schrecklichen Unglück, das zum vorzeitigen Abbruch der Reise führt und nicht ohne Folgen bleibt. Die Geschichte beginnt durch die Schilderungen der beiden privilegierten österreichischen Familien, in denen keiner zunächst Sympathien weckt, sehr überspitzt. Die Figuren wirken stereotyp, der Erzählstil ist ironisch bis zynisch, die Geschichte driftet in einzelnen Szenen schon fast ins Absurde ab. Die Geschichte, die traurig beginnt und ernste gesellschaftsrelevante, tagespolitisch aktuelle Themen behandelt, ist dabei sehr unterhaltsam. Auch der Wechsel aus Erzählung, Presseberichten und Social Media-Kommentaren sorgt für Abwechslung und lässt die Geschichte authentisch wirken. Im Fokus stehen der gesellschaftliche Umgang mit Geflüchteten, Alltagsrassismus, Integration sowie die Fragen nach Schuld und Gerechtigkeit. Die Perspektive wird dabei auf die österreichischen Familien, insbesondere die Politikerin Elisa, die unfreiwillig mediale Aufmerksamkeit erhält, ihr ignoranter Ehemann mit Teflonschicht sowie die gemeinsame Tochter, die Hilfe in einem Onlineforum sucht, gerichtet. Die Flüchtlingsfamilie, die unmittelbar von dem Unglück betroffen ist, verbleibt im Hintergrund. Erst am Ende erfährt man mehr über ihr Schicksal und ihre Asylgründe. Sie stehen damit stellvertretend für viele andere Kriegsflüchtlinge, die in Europa eine Zuflucht gefunden haben, aber nicht von allen willkommen sind und mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen haben. "Die spürst du nicht" ist der treffend gewählte Titel, denn diese Menschen bleiben ohne Unterstützung am Rande der Gesellschaft und werden ohne Forum nicht gehört. Die Botschaft des Romans ist bedeutsam und sollte zum Nachdenken anregen, was jeder einzelne in der Gesellschaft tun kann, um schlicht mehr Menschlichkeit zu zeigen und den Ärmsten unter uns Unterstützung zu bieten. Die Art der Darstellung der Geschichte war mir allerdings zu überzeichnet und karikaturhaft. Die Figuren blieben symbolhafte Stereotype und die Gesellschaftskritik wurde arg mit der Holzhammermethode geübt. Hier hätte ich mir statt der überdeutlichen Ironie mehr Subtilität gewünscht.