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marieause

Posted on 12.4.2023

Anna und Tom sind jung und leben im hippen Berlin. Natürlich in einer Altbauwohnung und natürlich machen sie "irgendwas mit Computern". Von zu Hause aus. Wir lernen erstmal ihre Wohnung kennen, die 1:1 den vielen, vielen Instagram Bildern entspricht, die wir alle vor unserem Auge haben, wenn wir die Keywords "Berlin" Altbau" "junges Paar" "stylisch" und "Monstera" hören. Uff, lebt die Generation tatsächlich so uniformiert wie es uns Social Media vorspiegelt? Das Paar lässt sich treiben, kann weder gut genug deutsch noch sind sie englische Native Speaker, deshalb sehen sie auch keine anderen Jobprofile für sich, obwohl sie eine latente Unzufriedenheit spüren. Weil sich ihre Wohnung gut temporär untervermieten lässt, können sie sich auch kürzere und längere Aufenthalte im Ausland leisten. Schöne Fotos in den Social-Media-Profilen, Campari und Laptop, pittoreske Städtchen, all das. Doch hinter den schönen Kulissen ist die Stimmung nicht gut. Ein kurzer Einblick in das Leben dieser Generation, den sogenannten Digitalen Nomaden, die von überall aus arbeiten können, sich schon auch irgendwie engagieren, aber hadern, dass es an echten Herausforderungen fehlt (hallo? Klimawandel? Um nur ein Beispiel zu nennen) und fast neidisch auf die Kriegsgeneration sind. "Die revolutionärste Zukunftsvision, die sie sich vorstellen konnten, war Geschlechtergerechtigkeit in Führungsetagen, Elektroautos, Vegetarismus" Sie leben in ihrer Bubble in der "niemand Arzt oder Konditor oder Taxifahrer oder Mittelschullehrer war. Sie zogen ausschließlich durch Wohnungen voller Pflanzen und durch Cafés mit einwandfreiem WLAN. Auf lange Sicht kam man zu dem unvermeidlichen Schluss, dass es nichts anderes gab. Das kurze Büchlein liest sich schnell und macht nachdenklich. Es ist keine Abrechnung und ob es tatsächlich ein Generationenporträt ist? Oder nicht doch nur einen bestimmten Teil dieser Generation betrifft? Auf jeden Fall lesenswert.

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