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Casaplanca

Posted on 11.4.2023

Was ist Heimat für ein Gefühl "Wodka mit Grasgeschmack" von Markus Mittmann ist die Geschichte einer Suche, einer Reise zu den eigenen Wurzeln, in die Vergangenheit und es ist doch auch ein ganz wunderbares Leseerlebnis. Eine Familie, die beiden erwachsenen Söhne mit ihren Eltern, sitzen gemeinsam in einem VW-Beetle und fahren Richtung Osten. Sie begeben sich auf eine Spurensuche zu den Orten und Erinnerungen ihrer Eltern aus deren Kindheit und finden dabei soviel mehr. Auch als Leser findet man hier soviel mehr, als man erwartet hat, zumindest ging es mir so. Es war eine Reise in die Geschichte, Geschichte, die unsere Eltern und Großeltern so erlebt haben und über die es ihnen noch heute schwer fällt, zu reden. Der Autor findet hier genau den richtigen Rahmen , um diese Geschichte zu erzählen, eingebettet in ein modernes Roadmovie, er geht dabei sehr sensibel und voller Mitgefühl vor. Wir reisen nach Polen, Schlesien, da wo die Eltern einst Kinder waren und glücklich und an das sie schöne Erinnerungen haben, aber auch ganz andere. Erinnerungen an den Krieg, die Vertreibung, Tote am Wegrand, Erschießungen, Hunger und Kälte, Heimatlosigkeit, Angst. Erinnerungen, die verdrängt und weggesperrt wurden. Aber auch Erinnerungen an Liebe und Güte, Hilfe, Heimat, an Menschen, die menschlich blieben und halfen. Nach und nach kommen diese Erinnerungen hervor und genauso werden sie hier erzählt. Manchmal wirkt das wirr und durcheinander, ist es aber nicht, es ist der Lauf der Gedanken und Gefühle, die sich nach und nach bilden und weiter entwickeln. Zwischendurch hatte ich Angst, wie es den Eltern damit geht, es zuzulassen, aber es wurde alles sehr behutsam angegangen. Für den Leser ist das trotzdem eine Wucht, gerade weil der Autor sehr bildhaft beschreiben kann. Das Buch hilft Eigenheiten dieser Generation zu verstehen, Eigenheiten, die man teils selber übernommen hat und sich fragte, woher sie stammen. Auf viele dieser Fragen gibt es hier Antworten, für die Protagonisten und auch die Leser. "Früher dachte ich, die Vergangenheit kann Nachgeborene nicht verletzen, dass Zeit eine Schutzschicht bildet und alles in ungefährliche Erinnerungen verwandelt. Heute weiß ich, keine schwere Zeit ist vorbei, nur weil sie vergangen ist. Der Phantomschmerz hat immer das letzte Wort."

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