stefanie aus frei
Wer hier spoilert, geht direkt ins Gefängnis, nicht über Los!!! „Für unschuldig befunden zu werden ist etwas anderes, als unschuldig durchs Leben zu gehen.“ S. 16. Aron Mulder weiß das. Der frühere Psychiater lebt möglichst unauffällig in seiner Ferienwohnung in den Niederlanden, seit dem unaufgeklärten Mord an seiner Frau. Da wird sein Sohn in New Orleans des Mordes beschuldigt, seine Freundin wurde erstochen. Wie der Vater, so der Sohn? „Dropje voor dropje kwaliteit“, dieser uralte Werbespruch gilt auch für dieses Produkt aus den Niederlanden. Was für ein Brett. Man kann mich bei meiner „Krimi-Thriller-Schlagzahl“ wohl schwer überraschen, immerhin hatte meine Omma (ja, doppeltes „m“) mich in zarter Jugend schon in die Familientradition eingeführt, aber dieses Buch hier macht mich sprachlos. Es entzieht sich in vielerlei Sicht der Kategorisierung, offenes Ende, geschlossenes Ende, privater Ermittler, beschädigter Cop, Thriller, Psychodrama – alles Quatsch. Einfach Heerma van Voss – die Herren trauen sich was, ich werde gleich einmal weitere Werke von ihnen suchen. Dabei ist nicht nur der Plot ganz anders – auch die Schreibweise bietet einiges. Während sonst der Standard wäre, ständig ein „Achtung, hier lauert ein Geheimnis“-Schild vor die Seiten zu stellen, werden die Informationen hier ganz einfach präsentiert, aber halt Schritt für Schritt. Da steht dann zum Beispiel „Monatelang hatte Hanna heimlich an dem Fall weitergearbeitet, bis sie eines Tages nach Hause geschickt wurde.“ S. 75 Und an anderen Stellen erfährt man dann quasi nebenbei, was dahintersteckt. Aber nur, wenn man ALLE diese Stellen gelesen hat. Und so ist es mit allen anderen Informationen auch. Dabei, und das ist die Perfidie, weiß man eigentlich…neee, selbst lesen, los! Und dann das Ende – grandios, ich mag das gar nicht! 5 Sterne. Ich hole schon mal die Streichhölzer. Ich werde wohl gleich Albträume haben.