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Gabriele

Posted on 8.4.2023

Momentaufnahmen eines Sommertages Der Autor Arno Frank hat mich schon mit seinem ersten Roman „So, und jetzt kommst Du“ für sich eingenommen und mit diesem, seinem zweiten, nicht enttäuscht. Während er bei seinem ersten noch in der großen, weiten Welt unterwegs war, blieb er hier an einem Ort, einem Schwimmbad in der pfälzischen Provinz. Mit seiner genauen Beobachtungsgabe stellt er uns LeserInnen teils recht humorvoll unterschiedliche Kleindarsteller vor. Da gibt es eine namenlose Erzählerin, die als Einzige ihre Gedanken aus der Ich-Perspektive mitteilt. Sie ist auch die Titelgeberin, die diesen besonderen Sprung vom Siebener ausführen will. Bademeister Kiontke hat dabei natürlich eine tragende Rolle, hat er doch vor wenigen Jahren den Siebener geschlossen. Renate, die ehemalige Bankangestellte, verkauft nun die Eintrittskarten und zählt Münzen statt Scheine. Frau Isobel Trautheimer kennt als frühere Lehrerin viele Badbesucher, hält sich aber lieber in ihrer eigenen, manchmal etwas durcheinander geratenen Welt auf. Lennart ist wegen des Todes eines früheren Freundes, dessen Beerdigung bevorsteht, in die Heimat zurückgekommen – auch um seine frühere Flamme, die Witwe Josefine, wiederzusehen. Auch Melanie und deren Kindergartengruppe die das Seepferdchen machen soll, lernen wir kennen. Ja, das viel Personal. Mich hat das springen von einer Figur zur nächsten zu Beginn des Buches irritiert. Ich kam mir vor wie bei diesen modernen Filmen, in denen ich wegen der kurzen Sequenzen gar nicht warm werde. Doch das änderte sich im Laufe des Buches. Durch die unterschiedlichen Perspektiven entsteht das deutliche Bild eines wolkenlosen „Spätsommersehnsuchtstages“. Da sich die Menschen dieses Ort alle untereinander kennen, erfahren wir auch die Geschichten, die den Ort umtreiben. Besonders gefallen hat mir die ausgezeichnete Beobachtungsgabe des Autors. Er lässt Stimmungen entstehen, lässt uns teilhaben an dem Gefühl, das demente Personen aus der Realität reißt und verbreitet Hoffnung, dass alles gut wird. Obwohl sich der Sommertag nur träge dahinschleppt (bei jedem neuen Abschnitt erwartete ich vergeblich, dass endlich etwas passiert), konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Spannung steigerte sich bis zum Schluss. Mich hat das Buch mit seinem offenen Ende sehr beeindruckt. Es erfordert genaues Lesen und lässt viel Raum zum Sinnieren. Ich hatte das Glück, dieses Buch in einer Leserunde zu genießen, wodurch so manche Unklarheit beseitigt wurde. Fazit: Auch beim zweiten Lesen gibt es noch viel zu entdecken.

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