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morningside

Posted on 6.4.2023

Einfach nur wow! Die österreichischen Familien Strobl-Marinek und Binder fahren gemeinsam in den langersehnten Toskana-Urlaub. Damit Tochter Sophie Luise (Solu) sich nicht langweilt, darf ihre Freundin Aayana mitfahren, die aus einer somalischen Flüchtlingsfamilie kommt. Solu hat sich vorgenommen, ihr im Urlaub das Schwimmen beizubringen. Genau genommen war der Feriengast ihre Bedingung, damit sie überhaupt mit in den Familienurlaub startet. Mutter Elisa Strobl-Marinek ist Grünen Politikerin im Nationalrat und steht vor einer Karriere als Ministerin. Das begleitende Paar Binder ist ebenfalls wohlhabend und führt eine angesehene Weinbau-Dynastie. Der Urlaub hat noch nicht mal richtig angefangen, da kommt es schon zur Katastrophe... Wo fange ich nur an bei diesem wunderbaren Buch? Sogar das Cover ist ausnehmend gut gewählt und passt wie die Faust aufs Auge! Glattauer gestaltet auf den ersten Seiten den Lesenden erst einmal eine Art Bühnenbild nebst ausführlicher Beschreibung sämtlicher Urlaubs-Protagonisten. Diese Ausführungen schafft Glattauer in einer unbeschreiblich lockeren und auch amüsant-schrägen Weise, die ich schon fast typisch österreichische Schreibweise nennen möchte. Ich liebe diesen Stil - er trifft genau meinen Humor. Die Dialoge stimmen auf den Punkt! Nicht ausufernd sondern immer knackig kurz und teils auch recht bissig. Mit der Katastrophe beginnt die eigentliche Story und das Geschehen nimmt seinen Lauf. Und hier vollbringt Glattauer ein echtes Kunststück. Er verwebt die unterschiedlichen Lebensläufe und das soziale Umfeld zu einer fesselnden Geschichte. Immer wieder zwischendurch Medienveröffentlichungen, zu denen mal mehr, mal weniger Kommentare aus den sozialen Medien folgen. Hier brauchte er sicher nicht viel Phantasie, denn sie sind ganz ähnlich täglich zu finden. Wobei er auch hier einen humorvollen Ton nicht vermissen lässt. Mehrfach wechselt die Perspektive und man kann verfolgen, wie alles immer mehr auf den Abgrund zu treibt. Für verschiedene Protagonisten, denn alle sind durch das Erlebte im Grunde ihres Herzens erschüttert. Und jeder geht anders damit um - und de facto niemand wirklich richtig. Die Herren verdrängen und tun alles einfach als Unfall ab. Die Damen zerreißt es zwischen Schuldgefühlen und Angst vor Repressalien. Die Tochter sucht ihr Heil in sozialen Medien und verwechselt virtuelle mit tatsächlicher Realität. Erst ganz gegen Ende blättert uns Glattauer auf, was das Geschehen denn eigentlich mit der am schlimmsten betroffenen Familie Ahmed gemacht hat; was das Schicksal überhaupt schon mit den Ahmeds so alles gemacht hat. Und das war für mich ein Glanzstück der besonderen Art. Ich bin sicher, dass dieses Buch verfilmt werden wird! Für mich das Highlight dieses bisherigen Jahres. Bravo, Herr Glattauer!

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