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magineer

Posted on 4.4.2023

Nordischer Genremix Eine literarisch hochgelobte, aber kommerziell völlig erfolglose Schriftstellerin muss nach einem Streit auf der Buchmesse, der in einem Mediendebakel und einer im Affekt erfolgenden Trotzreaktion endet, zu sich selbst und ihrem nächsten Roman finden (ausgerechnet, in Folge des oben erwähnten Debakels, ein Krimi) - und landet deswegen in einem abgelegenen Kaff in Island, um in dreißig Tagen ein Buch aus dem Ärmel zu schütteln. Kurz nach ihrer Ankunft gibt es schon einen Toten zu beklagen, und die Dinge nehmen im kalten Norden ihren unvermeidlich spannenden Verlauf ... Mit seiner exzentrischen Hauptfigur Hannah Krause-Bendix punktet "30 Tage Dunkelheit" von Beginn an mit spielerischer Leichtigkeit. Die grantige, zynische und menschenscheue Autorendiva mit Hang zu Rotwein und Zigaretten ist so herrlich anders und reüssiert meisterhaft als fast schon verschmitzt über die eigene Frechheit grinsender Gegenentwurf zur klassisch geprägten Romanheldin in der Literatur. Spätestens wenn Hannah am ersten Morgen in hohem Bogen über den Frühstückstisch ihrer Gastgeberin kotzt, weiß der geneigte Leser, dass Jenny Lund Madsen hier keine Fish-out-of-Water-Romanze erzählt, die man aufgrund der Ausgangssituation schon fast vermuten könnte, sondern ihren Krimi langsam und mit brillanter Bissigkeit entwickelt ... und das ganz ohne in die typischen Fallen zu tappen, die in diesem Genre (irgendwo zwischen Cozy Mystery und Scandi Noir) natürlich durchaus lauern können. Ein Genuss für Leute, die ihre Stereotypen gern ironisch gebrochen serviert bekommen. Und keine Angst, es wird schon recht bald spannend und sogar düster, ohne dass die Autorin sich selbst oder ihre (Anti-)Heldin verrät - und damit entsteht ein Thriller, der vehement differenzierter und soviel besser ist als das, was man erwartet hat. Und ganz ehrlich: Das ist gut so!

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