Ramona Kielfeder
Auf Zehn Jahre du und ich von Pernille Hughes wurde ich erst über den Titel und dann über die Kurzbeschreibung aufmerksam. Das versprach mal ein Liebesroman der etwas anderen Art zu werden. Becca und Charlie sind nämlich schon viele Jahre unfreiwillig miteinander verbunden. Becca ist die beste Freundin von Ally und Charlie ist Allys Mann. Allerdings können sich Becca und Charlie aufgrund ihrer Unterschiede absolut nicht riechen und nehmen einander mehr in Kauf. Ally zuliebe. Als Ally stirbt, ändert sich alles. Zehn Jahre du und ich ist kein leichter Wohlfühl-Liebesroman. Das Thema ‚Trauer‘ steht natürlich aufgrund der Ausgangssituation sehr stark im Fokus. Und alle Menschen trauern anders. Verarbeiten den Verlust geliebter Menschen anders. Und auch in ganz unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das kann manchmal dem eigenen Trauerprozess unangenehm aufstoßen und auch Becca und Charlie müssen sich damit auseinandersetzen, was unvermeidbar zu Spannungen führt. An diesem Verlust hängt auch ganz stark dran, wie man die verstorbene Person sieht. Also wie man deren Fehler sieht. Ob man sie sieht. Pernille Hughes bearbeitet viele wichtige Fragen rund um Verlust und Trauer, die nicht in erster Linie eine Liebesgeschichte sind. Zu Beginn habe ich mich sogar manchmal gefragt, wo die denn jetzt eigentlich noch herkommen soll. Aber wie das manchmal so ist, entwickelt sich Liebe zu den undenkbarsten Zeiten und in den wirklich unerwarteten Momenten. Die Zuneigung zwischen Becca und Charlie wächst über einen jahrelangen Zeitraum und der Weg ist gespickt mit Selbsthass, Leugnung, dem Gefühl von Verrat. Alles keine einfachen Voraussetzungen. Aber ich fand es spannend, diesen Prozess begleiten zu dürfen, durch den die Autorin ihre Protagonisten hier schickt. Erwartet bei Zehn Jahre du und ich von Pernille Hughes nicht einfach „nur“ einen Liebesroman. Das Buch ist tatsächlich weit mehr als das. Es geht zu Herzen, manchmal hadert man selbst und nicht immer kann man die Figuren leiden. Aber das ist ok.