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gwyn

Posted on 12.3.2023

Der Kinder- und Jugendroman entblättert sich als packendes Survivalabenteuer vor dem Hintergrund des Klimawandels. In einem Rutsch durchgelesen – ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen: Zunächst lernen wir abwechselnd Bee und Yutu kennen, deren Wege sich später kreuzen werden – ein Kampf ums Überleben beginnt, und der gegen die Männer, die Bee auf der Spur sind, sie gefangen nehmen wollen. Bee ist mal wieder umgezogen, besucht mal wieder eine neue Schule – sie hat die Nase voll von diesem Leben. Ihr Vater ist Geologe und seine Jobs nehmen in der Regel ein Jahr in Anspruch. Immer wieder mitten im Schuljahr wechseln – Bee hat die halbe Welt gesehen. Irgendwann hat sie festgestellt, dass es keinen Sinn hat, sich Freunde zu suchen; denn der Schmerz, sich von Freunden zu trennen, ist groß. Immer wenn sie sich gerade eingewöhnt hat am neuen Ort, geht es weiter. Aber der Vater hat gesagt: Dies sei der letzte Job und der wird so gut bezahlt, dass er sich hinterher zur Ruhe setzen wird. Der Vater ist ein guter Flieger, denn sein Job ist es, geologische Gutachten für Ölfirmen zu erstellen – dazu schaut er sich die Strukturen der Erde von oben an, fliegt in die Gebiete, nimmt Gesteinsproben. Manchmal lässt er die vierzehnjährige Bee ein wenig ans Steuer, wenn sie mit ihm am Wochenende mit den Propellermaschinen Ausflüge macht. Für seinen Job muss der Vater in die Arktis fliegen, und fragt Bee, ob sie ihn begleiten mag. Der Trip endet in einer Katastrophe, denn die Männer, mit denen sich der Vater verabredet hatte, empfangen sie ziemlich unfreundlich – Bee kann fliehen. Yutu lebt mit seiner Großmutter in einem entlegenen Dorf in der kanadischen Arktis. Seine Eltern sind von einer Robbenjagd nicht zurückgekehrt, im Eis verschollen. Yutu ist ein fleißiger Schüler, denn er will studieren, hinaus aus diesem Kaff, die Welt anschauen, etwas erleben. Denn in diesem Dorf geht etwas vor sich. Die Klimaerwärmung hat bereits die Robben und Karibus vertrieben, von denen sich die Menschen hier ernähren – das Eis schmilzt und die uralten Häuser werden bald im Schlamm versinken. Die Großmutter lebt nach den alten Traditionen, verdient sich ihr Geld mit der Herstellung von traditioneller Kleidung, klagt, dass es kein Robbenfleisch mehr zu kaufen gibt. Yutu will es allen beweisen: Er ist ein ausgezeichneter Robbenjäger! Und so fährt er heimlich mit dem Schneeschlitten weit hinaus zur Jagdhütte der Familie, um Robben zu erlegen. Doch die Bucht ist leer, die Robben sind verschwunden. Zu Fuß wagt sich Yutu eine Bucht weiter, vermutet dort die Robben. Und hier bricht der Junge ins Eis ein. Glücklicherweise kann er sich herausziehen, ein Bein ist nass. Er schleppt sich zu einer klapprigen Hütte, bricht nach dem Betreten zusammen. Ein sehr spannender Abenteuerroman, der in der Arktis spielt, dem Lesenden diese Welt näherbringt, auch die Bedeutung der Erderwärmung für Mensch und Tier in dieser Region. Zwei starke Charaktere, die sich wundervoll ergänzen in ihrem Wissen und ihrem Mut. Der Kampf ums Überleben in Eis und Schnee und der Glaube an die, die man für ehrliche Menschen hält, sich nicht beschwatzen lässt, etwas anderes zu glauben. Freundschaft – nicht irgendein oberflächliches Geschwätz, sondern echte Freundschaft – Hilfe bis zum Einsatz des eigenen Lebens. Der DTV Verlag gibt ein Lesealter ab 11 Jahren an, das passt, aber auch ein wenig Ältere werden an der spannenden Geschichte Gefallen finden. Empfehlung! Ele Fountain arbeitete als Lektorin in einem Kinderbuchverlag, wo sie die Karrieren vieler preisgekrönter Autor*innen und Bestsellerautor*innen förderte. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Hampshire.

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