bookeater
England. 5. Jahrhundert. Britannier und Sachsen haben jahrelang einen erbitterten Kampf geführt, leben jetzt aber friedlich nebeneinander. Aber der Schein trügt. Unter den Leuten breitet sich ein mysteriöser Nebel des Vergessens aus. Woher kommt dieser Nebel? Auch das alte Ehepaar Axl und Beatrice haben vergessen, warum ihr Sohn sie vor vielen Jahren verlassen hat. Und sie machen sich auf die Suche nach ihm. Auf ihrer Reise kommen sie vorbei an Wäldern, Moorlandschaften, Flüssen, Hochplateaus, Klöstern. Sie begegnen Rittern, Kriegern, Mönchen, Kobolden, Menschenfressern und sogar einer Drachin. Und es wird Blut vergossen. Beide Sorgen sich darum, was passiert, wenn sich der Nebel lüftet. Wird der Hass beider Völler wieder aufleben? Wie stark ist ihrer beider Liebe tatsächlich im Angesicht der Erinnerungen? Welche Macht hat die Vergangenheit über unser Leben und die Beziehung zu anderen Menschen im Hier und Jetzt. Kazuo Ischiguro erzählt uns bildhaft und in langsamen Tempo von der mühsamen Reise der Beiden. Die mystische Stimmung kann man sich gut vor seinem inneren Auge vorstellen. Besonders gut haben mir die Beschreibungen über den liebevollen und achtsamen Umgang der beiden Eheleute miteinander gefallen. Was für eine tiefe Liebe müssen beide füreinander empfinden, trotz oder gerade wegen der fehlenden Erinnerungen an ihre Vergangenheit. „Sollten unsere Erinnerungen zurückkehren und darunter auch solche an Enttäuschungen, die ich dir zugefügt habe. Oder auch an finstere Taten, die womöglich vor Zeiten begangen habe und deretwegen du nicht länger den Mann in mir sehen könntest, den du jetzt siehst. Versprich mir zumindest dieses. Versprich mir, Prinzessin, dass du nicht vergisst, was du jetzt, in diesem Augenblick, im Herzen für mich empfindest.“ S. 336 Und das Ende hält einige Überraschungen und Twists für den Lesenden bereit. „Denn es kann wohl sein, dass mancher, der meine Worte hört, auf die Idee käme, dass unsere Liebe mangelhaft sei und ungenügend. Aber Gott wird den langsamen Gang der Liebe eines alten Paares kennen und verstehen, dass auch dunkle Schatten sein müssen, damit sie ein Ganzes sind.“ (S. 409)