sursulapitschi
Ich höre mich durch die Nominierungen für den Deutschen Hörbuchpreis. Dieses Buch ist auch nominiert worden und es ist tatsächlich sehr besonders. Hier geht es um Grauenhaftes, was gerade jetzt wieder traurig aktuell ist. In einer frisch besetzten Stadt auf der Krim möchte ein Mann seinen Neffen aus dem Internat abholen. Die offiziellen Wege sind nicht mehr benutzbar. An manchen Stellen wird noch gekämpft und wenn nicht gekämpft wird, wird kontrolliert. Mitten im Krieg sind noch nicht mal die eigenen Soldaten deine Freunde. „Temporäre Binnenflüchtlinge“ fliehen sinnlos hin und her, weil es nirgendwo Sicherheit gibt. Um Nahrung und Unterkunft zu finden, muss man erfinderisch sein. Serhij Zhadan beschreibt eindrucksvoll und poetisch diese furchtbare Situation. Die Lektüre ist wirklich deprimierend, kaum auszuhalten, aber damit auch umso realistischer. Hier wird eine einfache Fahrt durch die Stadt zu einer gemeingefährlichen kilometerlangen Reise, die hin und zurück drei Tage dauert. Ein großes Kompliment auch an Frank Arnold der es schafft, diesen erschütternden Text in einem sachlichen Ton zu lesen. Alles andere wäre in diesem Fall unerträglich, ist doch der Text selbst schon maximal aussagekräftig. Das Hörbuch dauert leidvolle 11 Stunden und 29 Minuten, ist aber auch zutiefst beeindruckend.