R. S.
Traurig und wunderschön zugleich "Lichte Tage" von Sarah Winman ist ein Roman, dessen Schönheit und Kraft sich beim Lesen nach und nach entfaltet und einen bis zum Ende und darüber hinaus auch nicht mehr so schnell loslässt. Es ist eine wunderschön poetisch geschriebene Geschichte über Liebe, Verlust, Freundschaft, Verzweiflung, Herzschmerz, Sehnsucht und Glück. Der Roman beginnt 1950 noch vor Ellis' Geburt, als seine Mutter Dora in einer Bar einen Preis gewinnt und eine Kopie von Van Goghs Bild mit Sonnenblumen in der französischen Landschaft auswählt. Dann springt die Handlung vor in die 60er-Jahre, als Doras Sohn 12-jährige Sohn Ellis Michael zum ersten Mal trifft und werden sehr enge Freunde. Sie gehen gemeinsam schwimmen, unternehmen Ausflüge in die Natur, reden viel miteinander und kommen sich so ziemlich nah. Auch zu Dora hat Michael, mit der er über das Van Gogh Gemälde spricht, ein gutes Verhältnis. Michael und Ellis lernen Annie kennen und sind von nun an zu dritt unterwegs. Doch mit der Zeit verändert sich das Verhältnis zwischen ihnen, Ellis heiratet Annie und Michael flieht aus der Stadt und taucht fünf Jahre lang nicht auf. Ellis liebt Annie, aber anstatt seinen Lebensunterhalt mit Kunst zu verdienen, wie er es sich erträumt hatte, ist er gezwungen, in einer Autofabrik zu arbeiten, und sie beginnen, ein gewöhnliches Paar zu werden, was nicht das ist, was sie wollten. Währenddessen hat Michael mehrere Beziehungen, darunter eine ziemlich enge. Seinen Partner erkrankte jedoch an AIDS und Michael kümmert sich um ihn bis zu dessen Tod. Dann kehrt Michael zurück und er ist sich nicht sicher, wie Ellis darüber denken wird, wie er gegangen ist, aber Annie versichert ihm, dass Ellis ihn immer noch liebt. Die Handlung springt in der Zeit von den 1960er bis zu den 1990er-Jahren und wechselt in der Erzählung zwischen Ellis und Michael und lebt von den starken Beziehungen der Figuren Ellis, Dora, Michael und Annie und der wunderbaren Sprache, die in ihrer ruhigen, beschreibenden und emotionalen Art perfekt die Tragik und Schönheit des Romans einfangen kann. Von der ersten Zeile an zieht der zugleich kunstvolle, klare und einfache Schreibstil einen in seinen Bann wie das Van Gogh Bild der Sonnenblumen Dora. Ein Buch, das man auf sich wirken lassen muss und dann einen mit seiner Geschichte über Liebe, Verlust, Einsamkeit, Trauer, Bedauern und einer besonderen Freundschaft voll ins Herz trifft. Lesenswert.