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Gilasbuecherstube

Posted on 6.2.2023

Die 17-jährige Prinzessin Maren trägt, seit ihr Vater mit den anderen Fürsten in den Krieg zog, die alleinige Verantwortung für Mandrell, dem Königreich der Blumen Mandrell. Zwei Jahre später ist nicht einmal mehr das Geld vorhanden, um Feuerholz zu bezahlen. Um ihr verarmtes Königreich zu retten, würde Maren alles tun, doch dann trifft ausgerechnet von ihrem Kinderfreund Lord Willjareth aus Beli ein Heiratsgesuch ein. Seit ihre Freundschaft vor drei Jahren abrupt endete, hat sie ihn nicht gesehen und möchte das eigentlich auch jetzt nicht. Aber man lässt Maren keine Wahl und so muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Ohne zu ahnen, dass nicht nur Will ein schreckliches Geheimnis vor ihr verbirgt, sondern dass am Winterhof ein Albtraum auf sie wartet, kehrt sie zurück in das Schloss aus Silber und Eis. Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch das wunderschöne Cover und den Klappentext, der mich neugierig auf die Geschichte gemacht hat. Das Cover ist ein richtiger Eyecatcher und auch die Innengestaltung ist wunderschön geworden. Mein subjektiver Eindruck ist oft, dass das Genre Fantasy müde belächelt wird und als nicht besonders anspruchsvoll angesehen wird. Doch es gibt so viele tolle AutorInnen, die das Gegenteil beweisen und Fantasy-Geschichten mit Tiefgang in die Welt hinausschicken. Zu diesen Autoren gehört auch Arianne L Silbers. Nachdem mich 2021 bereits das Debüt der Autorin „Die Birkenbraut & ihr Ungeheuer“ begeistert hat, war ich gespannt auf ihr neues Buch. Als Leser sollte man sich bewusst sein, dass die Bücher von Arianne keine Geschichten sind, die man mal so nebenbei liest. Wie schon in ihrem Debüt muss man sich auch hier ausreichend Zeit nehmen und sich ganz darauf einlassen. Warum das so ist, versuche ich, ohne zu Spoilern zu erläutern. Die Autorin hat mich mit ihrem wunderschönen Schreibstil von Anfang an abgeholt. Die Story hatte mich bereits nach wenigen Seiten fest im Griff und dann nicht mehr losgelassen. Aber diese Geschichte hat mich auch sehr viel Kraft gekostet und ich kann nur allen ans Herz legen, sich die Triggerwarnung am Ende des Buches vorher durchzulesen. Bisher habe ich diese Warnungen immer unterschätzt und gedacht, dass ich so etwas nicht brauche, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Nach ca. 100 Seiten wurde es, nachdem ich erkannt hatte, was mich erwartet, etwas besser. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Story mich jedoch viele Tränen gekostet und ich habe mich mehrfach gefragt, ob es wirklich notwendig war, die Geschichte in diesem exorbitanten Ausmaße zu erzählen. Warum ich trotzdem 5 Sterne gegeben habe? Weil ich mir am Ende diese Frage mit „Ja“ geantwortet habe. Toxische Schönheitsideale, Bodyshaming, Mobbing und Essstörungen sind Themen, die viel öfter behandelt werden müssen. Arianne ist es gelungen, eingebettet in eine tolle Fantasystory, uns offen und unverblümt, aber auch auf eine brutale und schockierende Art, eine Gesellschaft vor Augen zu führen, für die oberflächliche Schönheit wichtiger ist, als der Mensch dahinter. Maren ist eine ganz besondere Hauptprotagonistin. Sie ist sehr pflichtbewusst und würde alles tut, um ihrem Volk zu helfen. Obwohl sie weiß, dass Will und die Menschen in Beli ihr nicht wohlgesonnen sind, lässt sie sich auf die Heirat mit ihm ein und entwickelt immer mehr Gefühle für ihn. Um dieses Martyrium, sowie die Enttäuschungen und Zurückweisungen auszuhalten, tröstet sie sich immer wieder mit Süßigkeiten. Zu Will kann ich nicht viel sagen, ohne richtig wütend zu werden. Er ist zwar gut aussehend, aber arrogant und total "Ich-bezogen". Für ihn ist nur das Aussehen wichtig. Ich glaube im Moment auch nicht, dass er sein Verhalten jemals wieder gut machen und ich ihm verzeihen kann. Es gibt nicht viele sympathische Figuren in der Geschichte. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Marens Leibwächter und Berater Lord Rorick und Ilisil. Doch Arianne hat alle Charaktere, egal ob sympathisch oder nicht, mit einer unheimlichen Lebendigkeit und Präsenz gefüllt und ich habe im Laufe des Plots gefühlt jede erdenkliche Emotion durchlebt. Auf den 450 Seiten ist es ihr wunderbar gelungen, die meist bedrückende und düstere Atmosphäre samt der jeweiligen Stimmung gekonnt einzufangen und es bleibt bis zur letzten Seite spannend, aufwühlend und sehr emotional. Es gibt viele tiefgründige Szenen und detaillierte Beschreibungen und man spürt, wie viel Arbeit und Herzblut, sie in die Geschichte gesteckt hat. Doch lest das Buch einfach selbst. Haltet aber auf jeden Fall die Taschentücher griffbereit. Fazit Arianne L. Silber hat mich mit ihrem Buch emotional abgeholt. „Ein Schloss aus Silber und Scherben “ ist eine Story, die nicht nur grausam, fesselnd, vielschichtig und bewegend ist, sondern extrem unter die Haut geht. Ein echtes Highlight und ein Diamant unter allen Büchern, dass unbedingt gelesen werden sollte. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung! Dafür gibt es verdiente 5 Sterne!

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