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Feuerkinder Magische Worte für Gaffer: „Hier gibt’s nix zu sehen“. Das Gegenteil ist meist der Fall, wenn dieser Satz fällt. Es gibt durchaus höchst private intime Vorfälle die die Betroffenen nicht in der Öffentlichkeit haben wollen. So auch in diesem Roman. Gaffer sind unerwünscht, dabei gäbe es Erstaunliches zu begutachten. Doch zuerst lernt man eine junge Frau kennen. Die achtundzwanzigjährige Lillian ist ein wenig verloren. Nicht nur momentan sondern bereits seit frühster Kindheit. Sie lebt in einem Loch, und ist mit ihrem Leben nicht glücklich. Ihre wohlsituierte, beste und einzige Freundin Madison, ein völlig gegenteiliger Charakter, bittet sie um Hilfe und angesichts ihrer derzeitigen Lebensumstände fällt es Lillian leicht, alles hinter sich zu lassen. Es ist nicht viel,um gegen gute Entlohnung eine nicht näher beschriebene Aufgabe für die sie als einzige bestens geignet scheint zu übernehmen. Dann wird es ein wenig magisch-realistisch. Sich selbst entzündende Zwillinge gilt es zu hüten, die, würde ihr Dasein publik werden, der Karriere von Madisons Mann, dem politisch erfolgreichen Vater der beiden durchaus Schaden zufügen dürfte. Brennende Kinder, die dabei glücklicherweise körperlich unverletzt bleiben, das wäre ein gefundenes Fressen, nicht nur für die Klatschpresse. Die kokelnden kids sind aber nur der eine Aspekt dieses Romans, der andere, wie ihr Betreuerin Lillian an dieser Aufgabe wächst und sich selbst entdeckt während sie für sie sorgt und versucht, den traumatisierten Kindern ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen. Wie Lillian das Vertrauen der Zwillinge gewinnt, all das ist schon sehr emotional, doch die Geschichte plätschert so vor sich hin. Dabei werden fast permanent neue Ereignisse herbeigeschrieben, die zu kleinen Höhepunkten aufgebauscht werden, doch diese fortwährende Action pushte, zumindest meine Lesefreude wenig. Ich habe sie fast lustlos desinteressiert gelesen, weil mich keiner der Charaktere tatsächlich tiefergehend berühren konnte Menschen und ihre Entwicklung scheint das Grundthema bei Wilson zu sein, wobei er an das Gute in den Menschen glaubt, ihre Schattenseiten aber durchaus kennt und auch weiß, dass nicht alle Menschen zu den Guten gehören wollen. Mich hat dieser Roman von ihm weniger abgeholt als „Das Beste was Izzy Poole passieren konnte“. Zu unglaublich diese emotional entflammbaren Kinder, zu plump schien mir diese handlungstragende Metapher. Dabei ist Lillians Entwicklung interessant, zeigt sich doch an ihr, wie hilfreich es sein kann, indem man Verantwortung für andere übernimmt, persönlich zu wachsen. Auch Wilsons subtiler Humor erschien mir hier gröber und aufdringlich. Wer eine leicht lesbare, etwas schräge und außergewöhnliche Entwicklungsgeschichte lesen mag, ist bei diesem Roman sicher gut aufgehoben.