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Ein SciFi ist mein erstes Lesehighlight 2023. Von Andy Weir, dem Autor, dessen Buch „Der Marsianer“ mit Matt Damon in der Hauptrolle ausgesprochen spannend verfilmt wurde, wollte ich schon lange etwas lesen. Den Marsianer kenne ich tatsächlich nur aus der Verfilmung die mir ausnehmend gut gefiel. Humor, Spannung und Wissenschaft und Menschen die für eine große gemeinsame Sache zusammenarbeiten. In „Der Astronaut“ plagiiert sich Weir, verglichen mit dem Film, ein wenig selbst. Wieder ist es fast ein Ein-Mann-Kammerspiel, wieder ist ein Mensch in fast aussichtsloser Position. Doch die Geschichte von Ryland Grace, dem titelgebenden Hauptcharakter erfährt man als LeserIn nur nach und nach, bruchstückhaft in Rückblenden, wenn er sich wieder an etwas erinnert. Zusammen mit ihm selbst, der sich seiner Persönlichkeit immer mehr bewusst wird. Zu Beginn des Romans wacht Grace davon auf, dass ihn eine unpersönliche Frauenstimme, die sich später als Computer heraustellt fragt, wieviel zwei plus zwei ist. Später antwortet er auf die Frage nach der Kubikwurzel von acht mit: Zwei mal e plus zwei i piund stellt fest, dass seine Antwaort zwar korrekt, der Computer aber nicht clever genug ist das herauszufinden, denn dieser wartet auf eine vorgegebene Antwort nämlich zwei. So tastet er sich zurück ins Leben um alles um sich herum aufmerksam zu registrieren, zieht seine Schlüsse, bewältigt kleinere Schwierigkeiten um sich am Ende mit dem Problem weshalb er dort herumfliegt zu beschäftigen und er findet sogar eine Art Freitag, was ihm vielleicht hilft geistig gesund zu bleiben, unter Bedingungen für die Menschen nicht gemacht sind. Vielleicht hätte ihm aber auch sein wissenschaftlicher neugieriger Geist am Leben gehalten, man weiß es nicht, die Frage ist aber interessant. Eine ähnliche Thematik gab es in der in der Schachnovelle in der sich der dessen Name ich vergessen habe und zu faul bin zum nachschauen, nur mithilfe seines Geistes am leben festhält. Jedenfalls ist er der einzige Überlebende von dreien, die mumifizierten Körper seiner Mitreisenden, an die er zuerst keinerlei Erinnerung hat, liegen neben ihm auf dem Pflegebett. Frisch erwacht weiß er nicht wer er ist, wie er heißt (was zu bösen Problemen führt, da die Bordcomputer immer exakt das von ihm wissen wollen damit er an weitere Informationen kommt) und er hat keine Ahnung, auf welcher Mission er sich befindet. Wie sich heraustellt ist er eigentlich Lehrer doch mehr soll nicht verraten werden denn den Sog und die Spannung den dieser grandiose SciFi entwickelt und bis zum Ende hält, darf nicht geschmälert werden. Von Beginn an war ich fasziniert von Setting und Geschichte. Der Autor wirft einen ins Wasser und man schwimmt voller Vorfreude hindurch. Dazu trägt sein subtiler Humor sicher bei und auch Ryland Grace selbst der sich als würdiger Nachfolger des patenten Serienhelden Mc Gyver https://de.wikipedia.org/wiki/MacGyver dem Held der Kindheit meines Süßen entpuppt. Die Serie hab ich selbst nie gesehen, aber die Faszination Weltraumflug, was alles schiefgehen kann, welch Wunder es eigentlich ist wenn die Technik funktioniert wie sie soll, wie man mit Kaugummi die ISS abdichtet, oder wie in „Hidden Figures“ zu sehen ist was alles angestellt wird um überhaupt den Heimatplaneten zu verlassen, diese Details fängt Weir in seinem Roman sehr anschaulich ein. Und obwohl „Der Astronaut“ ein dicker Schinken ist, dank der angewandten Wissenschaft den faszinierenden Rückblenden, und der positiven Grundhaltung des Ryland Grace vergehen die Zeilen im Flug 😉 Weir hat sehr viel wissenschaftliches aus verschiedenen Bereichen in die Handlung eingebaut, an dem aber auch naturwissenschaftlich wenig bewanderte LeserInnen Freude haben werden. Der Astronaut liest sich extrem süffig. Und das auf gehobenem Niveau. Ein Lesehighlight mit Witz, Charme, Sog, tollen Ideen und einem außergewöhnlichem Geschenk, auf das ich der Überraschung zuliebe hier nicht eingehen möchte. Aber „Der Astronaut“ hat mich wirklich geflasht. Andererseits bin ich wahrscheinlich eh last-woman-standing, die sich diese SciFi Perle bisher entgehen lassen hat. Falls es aber tatsächlich noch jemand scifiaffines da draussen gibt, der, die oder das den Astronaut noch nicht gelesen hat: Geht hin und holt ihn euch! Immer vorausgesetzt ihr mochtet den Marsianer. Wer damit nichts anfangen kann braucht auch diesen Roman nicht. Dieser ist aber noch einen ganzen Ticken interessanter, weil … lest selbst.