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FrauenLesen

Posted on 3.2.2023

Es ist schon enttäuschend, dass es Frauen immer noch äußerst selten in die Vorstände großer Konzerne schaffen. Dabei gibt es genug Beweise, dass sie dazu fähig sind. Zum Beispiel stehen sie laut Untersuchungen als private Finanzanleger solider da als Männer. Sie investieren vorausschauender und sicherheitsbewusster. Sie engagieren sich oft mehr für sozial- und umweltverträgliche Produkte und im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern beweisen sie viel Fingerspitzengefühl. Als Begründung dafür, dass männliche Führungskräfte bei gleicher Qualifikation meist bevorzugt werden, wird angeführt, dass Frauen aufgrund ihrer Verpflichtungen ein höheres Risiko darstellen und sie eine geringere Arbeitsmotivation an den Tag legen. Ja, diese Fälle gibt es. Eine Frau muss schon mit Löwenkräften ausgestattet sein, will sie die Doppelbelastung von Kindern und Konzernkarriere bewältigen. Denn Fakt ist, es sind zumeist immer noch die Frauen, die sich neben ihrer Berufstätigkeit noch um Haushalt und Familie kümmern. Es ist also ein nachgewiesener Teufelskreis, dass viele qualifizierte Frauen wegen der ungleichen Aufstiegschancen gar nicht erst versuchen, an die Spitze zu gelangen. Doch es tut sich ganz langsam etwas. Simone Bagel, eine Nachfahrin des Firmengründers Fritz Henkel, ist die erste Frau, die den Aufsichtsrat eines DAX-Unternehmens in Deutschland führt. Megha Mittal übernahm die Modefirma Escada. Während ihres Studiums in den USA kam sie zu der Erkenntnis, dass es gut sei, eine Bilanz lesen zu können. Doch es sind in Europa nur acht Prozent der erwerbstätigen Frauen (bei den Männern das Doppelte), die sich selbstständig machen. Dabei hat die Selbstständigkeit für sie wesentliche Vorteile: Sie verdienen wesentlich mehr als abhängig Beschäftigte. Es gibt keine von Männern dominierten Hierarchien. Und sie kann in der eigenen Firma über den Führungsstil und die Einführung neuer Ideen bestimmen. Schon in der Vergangenheit gab es Frauen, die sich den gesellschaftlichen Vorgaben widersetzten. Viele von ihnen sind heute vergessen. Das ehemalige Dienstmädchen Martha Matilda Harper zum Beispiel begründete in den Vereinigten Staaten das Franchise-System. 1888 eröffnete sie in Rochester ihren ersten Friseursalon. Weltweit 500 Harper Shops sollten es auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sein. Oder die amerikanische Erfinderin Marion Donovan. Sie erfand in den 1950er Jahren neuartige Windeln mit Papiereinlagen. Ihr Name ist vergessen. Heutige Mütter kennen nur noch den Begriff Pampers. - Derlei Beispiele gibt es unzählige. In einem Interview gibt Cécile Bonnefond, Vorstandsvorsitzende (CEO) von Veuve Clicquot Frauen einen Rat: "Seid eindeutig, wisst, was ihr wollt, bleibt konsequent. Man kann nicht alles haben. Nur sehr selten hat man Geld und Zeit gleichzeitig. Entspannt euch, alles hat seinen Preis, und man muss dafür bereit sein. Sucht euch aber vor allem einen guten Chef, der euch unterstützt." Folgende Frauen werden hier vorgestellt: Gegen jeden Widerstand Marie Tussaud (1761-1850) formte aus Wachs Köpfe von Berühmtheiten Margarete Steiff (1847-1909) schrieb mit dem Teddybär Stofftier-Geschichte Brownie Wise (1913-1992) verkaufte kleine Plastikdöschen und erfand die Tupperwareparty Ruth Handler (1916-2002) produzierte als Barbie-Mutter die erfolgreichste Puppe der Welt Marion Donovan (1917-1998) machte als Erfinderin der Einwegwindel Babys glücklich Beate Uhse (1919-2001) sorgte für Aufklärung und brach Tabus Die ideale Partnerin Kate Gleason (1865-1933) studierte als erste Frau in den USA Ingenieurwesen und baute Fertighäuser Aino Marsio Aalto (1894-1949) gestaltete mit ihrem Mann Möbel, Textilien und Gläser Charlotte Perriand (1903-1999) blies frischen Wind in das Büro von Le Corbusier Maria Bogner (1914-2002) erfand die Keilhose und brachte Eleganz auf die Piste Florence Knoll (* 1917) entstaubte mit ihren Entwürfen düstere Büroeinrichtungen Willensstarke Witwen Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin (1777-1866) traf als Champagner-Witwe nur kluge Entscheidungen Anna Sacher (1859-1930) leitete mit Hingabe das Hotel Sacher in Wien Katharine Graham (1917-2001) brachte als Verlegerin der "Washington Post" Präsident Nixon zu Fall Von der Haute Couture zum Schnittmuster Coco Chanel (1883-1970) schneiderte den Frauen Selbstbewusstsein auf den Leib Aenne Burda (1909-2005) machte mit Schnittmustern Mode demokratisch Miuccia Prada (*1949) bringt mit edlen Stoffen Frauen um den Verstand Das Geschäft mit der Schönheit Martha Matilda Harper (1857-1950) wusste, dass die richtige Haarpflege glücklich macht Helena Rubinstein (1870-1965) überzeugte mit ihrer Creme-Rezeptur Millionen Jeanne Toussaint (1887-1978) entwarf bei Cartier Schmuck in Perfektion Estée Lauder (1906-2004) erfand ein geniales Marketingkonzept für ihre Kosmetik Patricia Urqui Ola (*1961) denkt mit den Händen und gestaltet Möbel, die man berühren muss Biografische Bücher mag ich mit Worten nur ungerne bewerten. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich die Bücher vom Elisabeth Sandmann Verlag liebe. Und jedes bisher vorgestellte Werk hat von mir fünf Sterne bekommen. Das muss als Bewertung genügen.

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