Miri
Starke Frauen, England, Magie, Hexen und eine Own-Voice-Autorin aus der LGBTIQ-Community – das sind genau die Dinge, die mich bei diesem Buch sofort angesprochen haben. Ich habe einiges von “Der Hexenzirkel ihrer Majestät” erwartet und bin glücklicherweise nicht enttäuscht worden. Die vier Freundinnen Niamh, Helena, Leonie und Elle kennen sich seit Kindesbeinen an. Früher stritten sie sich noch darum wer welches Spice Girl sein durfte und heute versuchen sie nach einem Bürgerkrieg unter den Hexen wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren. Helena ist auch nach dem Bürgerkrieg dem HIM (Hexenzirkel ihrer Majestät) treu geblieben und sogar die neue Hohepriesterin geworden. Niamh hingegen hat sich dem Zirkel abgewandt und versucht ihr Glück als Tierärztin zu finden. Leonie hat ihren ganz eigenen Hexenzirkel gegründet, da ihr queere Hexen und Hexen of Color im HIM einfach zu unterrepräsentiert waren. Und Elle ist mit einem Nicht-Magier (einem Profanen) verheiratet, der nichts davon ahnt, dass sie eine Hexe ist. Viel Zeit für Normalität bleibt den Vieren jedoch nicht, denn das Leben und dieses Mal auch ihre Freundschaft, wird erneut auf eine harte Probe gestellt. Die Orakel sagen das Ende aller Hexen voraus und ausgerechnet ein in sich gekehrtes und verängstigte Kind namens Theo soll dieses ominöse Ende verursachen? Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der vier Frauen erzählt. So lernen wir jede der Frauen gut kennen. Jede einzelne von ihnen und auch die Nebencharaktere sind wirklich sehr gut ausgearbeitet. Nahezu jeder Charakter hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die vier Freundinnen in jedem Fall. Alle Charaktere sind absolut authentisch und individuell gezeichnet. In diesem Buch wimmelt es nur so von queeren Figuren, was mir persönlich sehr gut gefällt, da es schlicht und einfach unsere Gesellschaft widerspiegelt. Juno Dawson ist eine Own-Voice-Autorin und das merkt man der Geschichte und ihren Figuren auch an. Sie weiß genau wovon sie spricht bzw. in diesem Fall wovon sie schreibt. Mit Niamh, Leonie, Helena und Elle sind ihr vier außergewöhnlich, unterschiedliche und sehr starke Frauen gelungen, die das Buch zu einem echten Highlight machen. Ebenso das begabte Kind Theo, von dem ich hier jedoch noch nicht zu viel verraten möchte. Warum die Rezension bisher so begeistert klingt und ich dennoch “nur” vier Sterne für das Buch vergeben habe? Tja, das liegt daran, dass ich ein wenig brauchte, um in die Geschichte reinzukommen. Für mich zog sich das erste Drittel des Buches leider zu sehr in die Länge. Es passierte nicht sonderlich viel. Die Charaktere wurden eingeführt und die Geschichte dümpelte, meiner Meinung nach etwas für sich hin. Doch dann nahm sie Fahrt auf, wurde gesellschaftspolitisch und sehr interessant. Ab da wollte ich das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen. Meiner Meinung nach lohnt es sich das Buch zu lesen, besonders, wenn man Freude an starken weiblichen Charakteren, Magie und Queerness hat. Ich möchte das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil der Trilogie.