Chief Propaganda Officer
1830: An der Militärakademie West Point wird ein toter Kadett gefunden. Als wäre das nicht schlimm genug, wird seiner Leiche über Nacht das Herz entnommen und gestohlen. Der Superintendent der Akademie beauftragt den nahe lebenden ehemaligen New Yorker Polizeioffizier Augustus Landor mit der Aufklärung dieser Sache, die West Point ihren Ruf kosten könnte. Doch es bleibt nicht bei dem einen Toten. Innerhalb weniger Tage gibt es noch einen zweiten toten Kadetten und ein weiterer verschwindet. Landors Nachforschungen kommen erst voran, als er Hilfe eines der älteren Kadetten der Akademie erhält. Sein Name: Edgar Allen Poe ... Eigentlich ist die Grundidee der Geschichte wirklich spannend. Allein in die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts einzutauchen, machte wirklich Spaß und man muss Bayard zugutehalten, dass er den gemächlichen Schreibstil, der damals üblich war, gut studiert hat. Gleichzeitig ist das aber auch eines der Mankos dieses Buchs. Gerade das ewige Geschwafel in den Berichten Poes konnte dem geneigten Leser beinahe Tränen in die Augen treiben und man wollte ihm zurufen: Jetzt komm doch endlich mal zum Punkt, verdammt! Immerhin gab es zum Schluss einen netten Twist - wenn auch tatsächlich relativ schwach gelöst - und beinahe so etwas wie einen dramatischen Showdown. Was mich auch noch gestört hat als Geschichtsfreak: Wie konnte um 1830 ein Mann bereits im Ruhestand nach jahrzehntelanger Arbeit bei der New Yorker Polizei gewesen sein, wenn die New Yorker Polizei erst gegen 1844/1845 gegründet wurde? Ja, dichterische Freiheit, weil sonst natürlich Poe nicht mehr Kadett an West Point gewesen wäre. Aber es hätte auch gut ohne Poe funktioniert oder man hätte Landor anderweitig juristische Kenntnisse unterjubeln können - die Person eines Sheriffs als Art Untersuchungsbeamten ist in den Staaten schließlich seit dem 17. Jahrhundert bekannt. So habe ich das Buch nicht ungern gelesen, aber haderte gelegentlich mit dem zähen Vorankommen und den historischen Ungenauigkeiten.